App für Hongkonger Demonstranten: Apple löscht auf Druck Pekings

Erst war HKmap zurückgewiesen, dann zugelassen worden. Nun heißt es von dem Konzern, die Anwendung fürs iPhone gefährde die öffentliche Sicherheit.

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Apple-Store in China

China ist für Apple ein wichtiger Markt. Hier ein Laden des Unternehmens in Shanghai.

(Bild: dpa, Jens Kalaene)

Lesezeit: 3 Min.

Apple gibt dem Druck der chinesischen Behörden nach: Im Anschluss an scharfe Kritik aus Peking hat der Konzern eine App aus seinem Angebot entfernt, die Demonstranten in Hongkong bei ihren Protesten vor Polizeigewalt schützen kann.

Die Macher von HKmap teilten am Donnerstag auf Twitter mit, dass Apple das Programm aus dem App Store gelöscht habe. Demnach begründete der Konzern seine Entscheidung damit, dass die mobile Kartenanwendung die Strafverfolgung behindert und Bewohner Hongkongs gefährdet habe. Damit endet ein Streit, der sich seit Anfang Oktober hingezogen hatte. Zunächst gab Apple HKmap nicht frei, was das Unternehmen nie öffentlich kommentierte. Dann folgten negative Berichte in westlichen Medien – die App wurde freigegeben.

Nun ändert Apple seine Haltung erneut. Peking hatte dem iPhone-Konzern über ein Propagandablatt vorgeworfen, die Demonstranten in Hongkong zu unterstützen. Die App mache es diesen leichter, sich an gewalttätigen Aktionen zu beteiligen, kritisierte am Mittwoch das Parteiorgan Volkszeitung. "Apples Zustimmung zu der App hilft natürlich den Randalierern. Was ist die tatsächliche Absicht?", schrieb das Blatt.

In einem Statement gegenüber der New York Times sagte Apple nun, die Anwendung "verstößt gegen unsere Regeln und lokale Gesetze". Man habe beim "Hong Kong Cybersecurity and Technology Crime Bureau" verifiziert, dass die App dazu genutzt worden sei, Polizisten "in Hinterhalte zu locken" und die "öffentliche Sicherheit zu gefährden". Zudem nutzten Kriminelle die App, um Bewohner zu Opfern zu machen – in Vierteln, wo derzeit keine Polizei sei. Im Web und für Android bleibt HKmap erhalten.

Am Mittwoch war auch die Anwendung des US-Nachrichtenmediums Quartz in China durch Apple gesperrt worden. Darin wird regelmäßig von den Hongkonger Prostesten berichtet.

Die HKmap-App.

Apple hat sich in der Vergangenheit mehrfach dem Druck Pekings gebeugt. So löschte es vor zwei Jahren zahlreiche VPN-Programme aus seinem chinesischen App Store, mit denen die strengen Internet-Sperren des Landes umgangen werden konnten. Davor hatte Apple auf Wunsch Pekings die Nachrichten-App der New York Times aus seinem Angebot in China gelöscht. Für den US-Konzern ist die Volksrepublik nach den USA der wichtigste Markt, der auch Europa übertrifft.

Seit der Rückgabe 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger stehen unter Chinas Souveränität, genießen aber – anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik – mehr Rechte wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit, um die sie jetzt fürchten. Seit fünf Monaten demonstrieren sie gegen die lokale Regierung und den wachsenden Einfluss der kommunistischen Führung in Peking. In den letzten Wochen war es zunehmend zu gewalttätigen Zusammenstößen gekommen. China sieht in den Demonstranten Separatisten, die Hongkong von der Volksrepublik trennen wollen.

(bsc)