Venezuela: Adobe darf seine Dienste doch weiter anbieten

Wegen einer Executive Order des US-Präsidenten hätte Adobe allen Kunden in Venezuela die Konten sperren müssen. Nun gibt es doch eine Ausnahme für das Land.

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Venezuela: Adobe darf seine Dienste doch weiter anbieten

Eingelenkt: Die Kundenkonten in Venezuela werden nun doch nicht deaktiviert, wie die FAQ bei Adobe erläutern.

(Bild: adobe.com)

Lesezeit: 3 Min.

Buchstäblich im letzten Augenblick stoppt Adobe die angedrohte Deaktivierung aller Benutzerkonten für seine Dienste in Venezuela. Das Unternehmen hat von der US-Regierung die Erlaubnis erhalten, sein Angebot in dem südamerikanischen Land aufrecht zu erhalten – ursprünglich hätte das Unternehmen die Konten zum 29. Oktober abschalten müssen, weil Sanktionen US-Unternehmen nahezu jede Tätigkeit in Venezuela untersagen.

Wie Adobe in einem Blogbeitrag auf der Unternehmenswebsite mitteilt, habe man nach Gesprächen mit der US-Regierung die Erlaubnis erhalten, die eigenen Produkte und Dienstleistungen auch weiterhin in Venezuela anbieten zu dürfen. Dies umfasse auch Creative Cloud und Document Cloud. Die Konten von Kunden, die zuvor bereits von Dienstleistungen ausgeschlossen worden waren, werde man nun reaktivieren. Auch die FAQ-Sektion auf der Adobe-Website ist bereits auf die neue Situation angepasst worden.

Am 7. Oktober hatte Adobe verkündet, man werde alle Kundenkonten in Venezuela zum 29.10. deaktivieren und folge damit der Executive Order 13884 vom 5. August von US-Präsident Trump, die sich speziell gegen die Maduro-Regierung richtet und US-Institutionen und -Bürgern Wirtschaftsbeziehungen mit Venezuela untersagt. Davon wären kostenpflichtige und kostenlose Angebot von Adobe betroffen gewesen – lokal installierte Software ließe sich gegebenenfalls nutzen, kostenpflichtige Abonnements wären jedoch über die Creative Cloud des Unternehmens gestoppt worden.

Die ursprüngliche Drohung, dass Adobe nach der Sperre auch bereits gezahlte Gebühren für seine Dienste nicht an Kunden in Venezuela zurückzahlen werde, da dies ebenfalls unter die Sanktionen der Executive Order fallen würde, nahm das Unternehmen jedoch kurz darauf zurück. Eine nähere Begründung dafür, warum Adobe eine Ausnahme für Venezuela erhalten hat, taucht in dem Blogbeitrag nicht auf. Es heißt dort lediglich, man habe seit der Ankündigung vom 7. Oktober Rückmeldung von Nutzern aus dem Land erhalten, in denen diese darlegten, wie wichtig die Adobe-Produkte für ihr kreatives Schaffen seien.

Venezuela wird von Trumps Regierung seit Längerem mit harten Sanktionen belegt und neben Nicaragua und Kuba zu den als "Troika der Tyrannei" bezeichneten Staaten gezählt, in denen die USA einen Regierungswechsel erzwingen wollen. In Venezuela liefert sich der selbsternannte "Übergangspräsident" Juan Guaidó seit Monaten einen Machtkampf mit Präsident Nicolás Maduro. Womöglich konnte Adobe die US-Regierung davon überzeugen, dass der Entzug von InDesign, Photoshop, Acrobat & Co eher kein wirkungsvolles Druckmittel im Sinne des von den USA angestrebten Machtwechsels darstellt. (tiw)