Umgang mit Politiker-Posts: Facebook-Mitarbeiter üben Kritik

Facebook-Mitarbeiter üben Kritik an der Entscheidung des Unternehmens, Politiker-Posts nicht zu kontrollieren. In einem offenen Brief äußern sie Sorgen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 18 Kommentare lesen
Umgang mit Politiker-Posts: Facebook-Mitarbeiter üben Kritik

(Bild: TY Lim/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

"Wir sind stolz hier zu arbeiten", lautet der erste Satz in einem offenen Brief von Facebook-Mitarbeitern. Es folgt ein großes Aber: Es sei ihre Firma und sie wollen Veränderung. Um dem mehr Nachdruck zu verleihen, teilen sie ihre Bedenken gegenüber den Entscheidungen ihrer Chefs öffentlich. Meinungsfreiheit sei nicht gleichzusetzen mit der unkontrollierten und bezahlten Veröffentlichung von Reden.

Mark Zuckerberg hatte immer wieder betont, dass er für eine weitreichende Meinungsfreiheit einstehe – und im Zweifel lieber Falschinformationen stehen lasse, als wie ein Schiedsrichter einzugreifen. Das sehen Mitarbeiter anders, wie der Brief zeigt, den die New York Times veröffentlicht hat. "Wir wenden uns klar gegen diese Richtlinie. Sie schützt keine Stimmen, sie erlaubt es Politikern, unsere Plattform als Waffe zu missbrauchen, um Menschen zielgenau zu erreichen, die Inhalte von diesen Politikern dann für glaubwürdig halten." Bezahlte Falschinformationen auf Facebook zu erlauben, führe zur Unglaubwürdigkeit der Plattform selbst – gerade, wenn sie Seite-an-Seite mit organischen Inhalten stehe. Außerdem mache es den Eindruck, es sei für die Mitarbeiter in Ordnung, Geld mit Kampagnen zu verdienen, die Falschinformationen verbreiten, um Macht zu erlangen.

Das interne Integritäts-Team habe zudem viel investiert, um zu erarbeiten, wie man mit heiklen Inhalten umgehen sollte, gerade in Bezug auf die Präsidentschaftswahl 2020 in den USA. Die Richtlinie, Politiker alles kommunizieren zu lassen, unterwandere diese Arbeit und habe das Potenzial, für diese und weitere Wahlen weltweit gefährlich zu sein.

In dem Brief listen die Mitarbeiter eine Reihe Forderungen auf, wie mit bezahlten, politischen Inhalten umzugehen sei. Das reicht von einer klareren Kennzeichnung, dass Inhalte bezahlt sind bis zu einer deutlich eingeschränkten Möglichkeit des Targetings, also der zielgerichteten Werbung basierend auf Tracking-Werkzeugen. Laut New York Times soll das Schreiben seit zwei Wochen in einem internen Kommunikationstool für Facebook-Mitarbeiter zugänglich sein.

Bisher hat sich Mark Zuckerberg nicht zu dem Brief geäußert. (emw)