OECD-Studie: Verbrauchreduktion ist im Verkehrsbereich der bessere Weg

Biokraftstoffe nutzen dem Klimaschutz kaum

Die Förderung von Biokraftstoffen in der EU, den USA und Kanada trägt nur minimal zum Klimaschutz bei, sie verursacht aber für Verbraucher und Steuerzahler jährlich Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
1 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • ggo
Inhaltsverzeichnis

Paris, 16. Juli 2008 – Die Förderung von Biokraftstoffen in der EU, den USA und Kanada trägt nur minimal zum Klimaschutz bei, sie verursacht aber für Verbraucher und Steuerzahler jährlich Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe. Dies ist einer Studie zu den ökonomischen Effekten der Biokraftstoffförderung zu entnehmen, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) heute in Paris vorgestellt hat und die als 1,5 MByte große PDF-Datei verfügbar ist.

Kaum Emissionsminderung
Würden EU, USA und Kanada ihre gegenwärtige Förderpraxis für Biokraftstoffe fortsetzen, dann fielen im Jahr 2015 die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor nur um bestenfalls 0,8 Prozent geringer aus als ohne diese Vorgehensweise. Die Gesamtkosten, die durch Subventionen, Steuerverzicht, Beimischungszwang und Handelsschranken den Steuerzahlern und Verbrauchern dabei entstünden, lägen 2015 bei 25 Mrd. US-Dollar jährlich und damit noch deutlich über den 11 Mrd. USD, die diese Förderung bereits 2006 kostete. Die Vermeidung von CO2-Emissionen über die Förderpolitik für Ethanol und Biodiesel in Nordamerika und Europa koste damit umgerechnet zwischen 960 und 1700 USD pro Tonne. Im EU-Emissionshandel kostet die Tonne CO2 derzeit rund 20 Euro (30 USD).

Förderpolitik überdenken
Der OECD-Direktor für Handel und Landwirtschaft, Stefan Tangermann, forderte bei der Präsentation der Studie die EU, die USA und Kanada auf, ihre gegenwärtige Förderpolitik zu überdenken. „Europa und Nordamerika haben dieses Boot gemeinsam bestiegen, sie sollten es auch gemeinsam wieder verlassen“, meint Tangermann. Ein Grund für die hohen Kosten seien die geringen Einsparpotenziale, die sich bei gegenwärtiger Technik mit in der EU, den USA oder Kanada produzierten Biokraftstoffen erzielen lassen. So lägen bei Ethanol, das in den USA aus Mais gewonnen wird, die CO2-Emissionen nur um etwa 10 bis 30 Prozent niedriger als bei herkömmlichem Benzin. Bei Biodiesel aus Pflanzenöl, wie er in der EU weit verbreitet ist, seien es 40 bis 55 Prozent. Wer dagegen mit Ethanol aus brasilianischem Zuckerrohr fahre, könne gegenüber herkömmlichem Benzin seine Treibhausgasemissionen um 80 bis 90 Prozent reduzieren.