Dieselhybrid mit Parallelkonzept soll sich für Zwei- und Allradantrieb eignen

Land Rover zeigt Dieselhybrid-Freelander

Bisher brachte noch kein Hersteller einen Dieselhybrid zur Serienreife. Land Rover zeigt nun in London ein Konzept, das aufgrund seines modularen Aufbaus eine Chance haben könnte

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  • sl
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Schwalbach, 22. Juli 2008 – Bisher scheiterte die Serienfertigung eines Dieselhybrids an einem simplen Kostenproblem: Der teure Dieselmotor macht den nicht billigen Hybridantrieb noch teurer. PSA (Peugeot/Citroën) hatte im vergangenen Februar seine Planungen aufgegeben, bereits 2010 einen Dieselhybrid auf den Markt zu bringen, andere Hersteller hielten sich von vorneherein zurück. Nun präsentiert auch Land Rover ein Auto, das von einem Diesel- und einem Elektromotor angetrieben wird. Das Konzept ist auf der British International Motor Show (23. Juli bis 3. August 2008) zu sehen. Bereits während der Automesse beginnt der Test- und Versuchsbetrieb für das von Land Rover entwickelte System, und zwar im Freelander. Die Technik ist jedoch flexibel und modular angelegt, sodass sie auch in anderen Modellen eingesetzt werden kann.

Hinterachs-Elektroantrieb ERAD

Es handelt sich um ein Vollhybridsystem, das heißt, das Auto kann auch rein elektrisch fahren – wie weit, sagt Land Rover im jetzigen Entwicklungsstadium noch nicht. ERAD steht dabei für „Electric Rear Axle Drive“ und somit einen elektrischen Hinterradantrieb. Er besteht aus einem 300-Volt-Elektromotor, der 25 kW Dauerleistung und Leistungsspitzen von bis zu 35 kW bringt. Das maximale Drehmoment beträgt 200 Newtonmeter. Wie bei Elektromotoren üblich, so Land Rover, liegt es sofort beim Start des Motors an.

Ziel von Land Rover war es, eine „parallele“ Hybridanordnung zu schaffen, die perfekt mit Allrad- und Zweiradantrieb harmoniert. Wie bei allen parallelen Hybridlösungen sorge auch hier entweder ein Elektromotor oder der Diesel für Vortrieb – oder auch beide gemeinsam. Nach den bisher vorliegenden Informationen kann das Längsdifferential sowohl Kraft vom Verbrennungsmotor zur Hinterachse übertragen als auch umgekehrt vom Elektromotor zur Vorderachse.

„Terrain Response“ weiter entwickelt

Der Diesel-Hybridantrieb wird mit einer Weiterentwicklung des Terrain-Response-Systems von Land Rover gekoppelt. In den Prototypen stehen fünf Terrain-Response-Programme zur Verfügung: „Eco“ als Standardmodus im Zweiradbetrieb, „Dynamic“ in Zwei- oder Vierradbetrieb sowie „Gras/Schotter/Schnee“, „Schlamm“ und „Sand“ jeweils im Vierradbetrieb. In allen Modi entscheidet die Steuerung selbsttätig über den besten „Antriebsmix“ zwischen Diesel und E-Motor sowie über Zwei- oder Vierradantrieb.

Kurbelwellen-Starter-Generator mit Doppelfunktion

Ein weiteres Schlüsselelement des Hybridantriebs ist der „Integrierte Kurbelwellen-Starter-Generator“ CISG (Crankshaft Integrated Starter Generator). Er fungiert auch als Anlasser für den Vierzylinder-Dieselmotor. Da er das Aggregat in gerade einmal 400 Millisekunden starten kann, eignet er sich sehr gut für die Start-Stopp-Automatik der Prototypen. Elektromotor und Starter-Generator werden außerdem zum regenerativen Bremsen verwendet: Beim Bremsen gewinnen sie Energie zurück und laden auf diese Weise die eigens für dieses Projekt entwickelte Batterie auf.