Morganluft

Neuvorstellung Morgan Six

Downsizing ist relativ, Morgan macht sich Luft: Das Spitzenmodell Six bekommt als erstes Morgan-Modell einen Turbolader. Er ist Bestandteil des bewährten 3-Liter-Reihensechszylinders von BMW, der den nur etwas über eine Tonne wiegenden Roadster in nur 4,2 Sekunden auf 100 km/h schubsen soll

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Neuvorstellung Morgan Six 13 Bilder
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Von
  • Florian Pillau

Downsizing ist relativ, jetzt macht sich Morgan Luft: Das Spitzenmodell Six bekommt als erstes Morgan-Modell einen Turbolader. Er ist Bestandteil des bewährten 3-Liter-Reihensechszylinders von BMW.

Morgan ist bekannt als Traditionshersteller, der seit rund 90 Jahren seine Konzepte nur so weit wie nötig modernisiert hat. Die 1909 gegründete Auto-Manufaktur in privater Hand hat mit dem Modell 4/4, heute „Plus”, ein seit 1936 möglichst wenig verändertes Produkt als tragende Säule des Programms. So viel Konservativismus lässt sich aber offenbar nicht mal bei den spleenigen Briten ganz durchhalten.

War der Plus 8 bis vergangenes Jahr noch als bis zum Rand mit einem 4,8-Liter-V8 gefülltes Auto erhältlich, ist nun schon Schluss bei sechs Zylindern und drei Litern. Das Leistungsmanko des Plus Six gleicht ein – jawohl – Turbolader aus. Puristen könnten jammern, dass mit dem Lader die lineare Charakteristik dahin sein wird und mit der Wandlerautomatik die Option auf ein manuelles Schaltgetriebe, aber so ist es eben, wenn sich nicht einmal mehr Morgan dem Downsizing verschließen kann. Immerhin bekommen sie mit dem kleineren Motor nun spürbar mehr Platz in Innen- und Kofferraum, verspricht Morgan.

Die gesamte Antriebstechnik kam übrigens schon seit Anbeginn von außerhalb, Morgan hat sich in alter Tradition als Fahrzeug- nie aber als Motorenbauer verstanden. Ford, Buick, Rover und schließlich BMW hießen die prominenten Motorenlieferanten für die Vierrad-Modelle. Die Threewheeler bekamen Motorradmotoren von JAP, Matchless oder Anzani, heute von S&S/Harley (Test), wenn es sich nicht um den batterieelektrischen EV3 Threewheeler handelt.

Mehr als eine Alternative für Nostalgiker

Die Kombination aus dem aufgeladenen Sechszylinder mit vollvariabler Ventilsteuerung und dem Achtstufen-Wandlerautomaten von ZF ist gut bekannt aus diversen BMW-Modellen. Im Morgan leistet der Antrieb 250 kW (340 PS) und bietet 500 Nm Drehkraft. Damit beschleunigt der Zweisitzer laut Katalog in 4,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h und bis zu 267 km/h schnell. Der Verbrauch wird mit 7,4 Litern auf 100 km beziffert. Den hochmodernen zweisitzigen Roadster BMW Z4 gibt es mit dem gleichen Antrieb, er ist mit 1610 kg aber rund um die Hälfte schwerer. Den nur 1076 kg wiegenden Morgan als Alternative für Nostalgiker zu sehen, greift also deutlich zu kurz.

Optisch bleibt der Roadster größtenteils unverändert, der Aufbau des Rahmens aus geklebten Aluminiumblech-Kastenprofilen jedoch soll eine „eine 100-prozentige Steigerung der Torsionssteifigkeit im Vergleich zur bisher verwendeten Aluminium-Plattform” bieten. Und das bei 100 kg Gesamtgewicht. Dabei soll der Kofferraum ein ganzes Drittel gewachsen sein. Der das Zeltverdeck (wahlweise auch ein Hardtop aus Verbundwerkstoff) tragende Teil des Rahmens besteht weiterhin aus Eschenholz. So viel Tradition muss schon noch sein. Wie Fremdkörper wirken in so einem Auto mit seiner Interieurlandschaft aus Holz und Leder dann allerdings der futuristische Wählhebel der Automatik und die modernen Instrumente.

Zentralverriegelung und Fotodokumentation

Fahrdynamikregelsysteme werden – ebenfalls der Tradition folgend – keine eingebaut. Eine bei zwei Türen eigentlich witzlose Zentralverriegelung ist erhältlich, es gibt aber auch einen Haubengurt aus Leder oder eine Stereoanlage. Fast den ganzen großen Rest der Preisliste füllen vor allem Farben (allein zwei für die Bremssättel) und Ledersorten. Der Plus Six ist ab sofort für mindestens 95.000 Euro erhältlich. Wer mag, kann die Entstehung seines Morgan in der Manufaktur als Fotodokumentation für 820 Euro zusätzlich dazubestellen. (fpi)