Bundesregierung setzt verstärkt auf Wasserstoff als Energieträger

Wasserstoff werde für die deutsche Wirtschaft immer wichtiger, meint die Bundesregierung. Deshalb arbeitet sie an einer "Nationalen Strategie".

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Bundesregierung setzt verstärkt auf Wasserstoff als Energieträger

Brennstoffzellenauto wird mit Wasserstoff betankt.

(Bild: Bundesregierung)

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Auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Wirtschaft werde es wichtig sein, Wasserstoff zu erzeugen, zu importieren und zu nutzen, meint die Bundesregierung. Den Weg ebnen will sie mit einer "Nationalen Strategie Wasserstoff", mit einem Rahmen, "der die industrie-, energie-, klima-, innovations- und entwicklungspolitischen Chancen von Wasserstoff vereint", hieß es am heutigen Dienstag anlässlich einer Wasserstoff-Konferenz des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin.

Die Bundesregierung will "Innovationen und Investitionen in die vielfältigen Technologien zur Erzeugung und Weiterverarbeitung, Transport und Speicherung sowie Verwendung von CO2-freiem Wasserstoff fördern und die gute Ausgangsposition der deutschen Industrie unterstützen", heißt es in einem Kurpapier der Regierung . Deutschland solle hier Technologieführer sein und bleiben. Als nächstes soll ein Aktionsplan erarbeitet werden, der die notwendigen Schritte aufzeigt.

Gasförmige und flüssige Energieträger seien integrale Bausteine des Energiesystems. Die Bundesregierung zeigt sich fest davon überzeugt, dass sie auch im dekarbonisierten Zeitalter gebraucht werden. Für das Erreichen der Klimaziele müssten aber diese Energieträger durch klimafreundliche Alternativen ersetzt werden – durch Wasserstoff und daraus erzeugte Folgeprodukte.

Ältere weiße Männer und eine Frau: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (2. v.l.), Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, Bundesentwicklungsminister Gerd Müller und der Parlamentarische Staatssekretär Michael Meister. Moderatorin ist anscheinend Maybritt Illner, dem BMWi ist sie allerdings keine Erwähnung wert.

(Bild: BMWi / Bildkraftwerk)

Wasserstoff sei unter anderem deshalb wichtig, weil es in den Anwendungsbereichen gebraucht werde, die langfristig nicht oder nur mit großem Aufwand direkt mit Strom versorgt werden können. Das gelte insbesondere für den Schwerlast-, den Schiffs- und den Luftverkehr und für Pkw auf langen Strecken. Außerdem ermögliche Wasserstoff, langfristig weiterbestehende CO2-Quellen über die Abscheidung und stoffliche Verwertung zu dekarbonisieren.

Wegen der begrenzten Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energien und der offenen Frage der Akzeptanz der Wasserstoff-Erzeugung aus Erdgas in Deutschland seien der heimischen Produktion von Wasserstoff Grenzen gesetzt. Deshalb müsse Deutschland neben der inländischen Wasserstoffindustrie parallel auch Importstrukturen für Wasserstoff entwickeln.

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sieht die Autobranche in der Pflicht. Ziel sei, in den Jahren 2021/22 insgesamt 60.000 Wasserstoff-Autos ans Netz zu bringen, sagte er. "Jetzt muss die Automobilindustrie bezahlbare Fahrzeuge auf den Markt bringen und den Menschen zeigen, dass die Technik zuverlässig funktioniert", forderte er.

Bei der Entwicklung klimafreundlicher Autos will die Bundesregierung zweigleisig fahren und zugleich auf bessere Batterien für E-Fahrzeuge und die Wasserstofftechnik setzen. "Am Ende werden wir immer erleben, dass sich die wirtschaftlichste Lösung in einem Bereich durchsetzt", sagte Altmaier. Es gebe einen Innovationswettbewerb zu immer kleineren und leistungsfähigeren Batterien, aber zugleich einen Wettbewerb, die Wasserstoffbatterie so zu entwickeln, dass sie ihr volles Potenzial entfalte.

"Der Klimawandel ist längst die Überlebensfrage der Menschheit. Wir brauchen eine globale Energiewende, um diese Herausforderung zu meistern", meinte in Berlin Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. "Dazu müssen wir einen Quantensprung hin zu CO2-neutralen, synthetischen Kraftstoffen schaffen. Die großen Mengen an erneuerbaren Energie, die dafür nötig sind, können wir aus der Kraft der Sonne schöpfen, die in Afrika 365 Tage im Jahr scheint. Das kann der Grundstein sein für eine neue Energiepartnerschaft zwischen Europa und Afrika." (anw)