Diätplan

Daimler muss sparen

Der neue Daimler-Chef Ola Källenius verordnet dem Konzern ein hartes Sparprogramm. Allein die Ausgaben für Personal sollen in den nächsten Jahren um 1,4 Mrd Euro sinken. Damit will sich der Konzern Luft für Investitionen verschaffen und seine Rendite steigern

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  • dpa
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Sechs Monate nach seinem Antritt bei Daimler ruft der neue Vorstandschef Ola Källenius einen rigiden Sparkurs aus. Kosten runter, Investitionen kappen, Modellpalette straffen: Die Strategie, die der seit Mai 2019 amtierende Schwede am Donnerstag (14. November 2019) in London präsentierte, lässt nichts aus. Vor allem die strenger werdenden Vorgaben der EU für den CO2-Ausstoß der Neufahrzeuge setzen Daimler in den kommenden Jahren finanziell unter Druck – bei Pkw, Vans sowie Lastwagen und Bussen.

Verschlankung gefordert

Das mache eine Steigerung der Effizienz in allen Bereichen des Unternehmens erforderlich, sagte Källenius. „Dazu gehören auch die Verschlankung unserer Prozesse und Strukturen.“ Allein beim Personal will Daimler in den kommenden drei Jahren konzernweit rund 1,4 Milliarden Euro einsparen und dazu unter anderem jede zehnte Stelle auf den Führungsebenen streichen. Auch in der Verwaltung sollen Arbeitsplätze wegfallen. Zudem will Källenius die Materialkosten senken, die allein im Pkw- und Van-Bereich rund 45 Milliarden Euro im Jahr ausmachen.

Der Betriebsrat reagierte alarmiert. „In der Automobilindustrie stehen wir vor schwierigen Zeiten“, sagte Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht. „Wir müssen uns dieser Realität stellen, dürfen aber nicht an der Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens sparen.“ Brecht hatte einige Details der Sparpläne schon Ende vergangener Woche öffentlich gemacht und von 1100 zu streichenden Stellen im Management gesprochen. Källenius wollte zu absoluten Zahlen auch auf Nachfrage nichts sagen.

Um die CO2-Vorgaben zu erreichen und Strafen zu vermeiden, muss Daimler – wie die Konkurrenz auch – den Anteil von Elektro- und Hybridfahrzeugen an seiner Neuwagenflotte deutlich erhöhen. Etwa zwei Prozent sind es bisher, kommendes Jahr sollen es neun sein, ein Jahr später dann bereits 15 Prozent. Das kostet viel Geld für Entwicklung und Produktion, bringt auf absehbare Zeit aber deutlich weniger ein. Hinzu kommen hohe Investitionen in Zukunftstechnologien wie das autonome Fahren oder milliardenschwere Altlasten wie die Rückrufaktionen für Autos mit Dieselmotor mit zweifelhafter Abgasnachbehandlung.

Flottenverbrauch als Herausforderung

Rund 100 Gramm CO2 pro Kilometer darf die Mercedes-Neuwagenflotte 2020 im Schnitt noch ausstoßen, 138 Gramm sind es selbst nach dem veralteten Messverfahren NEFZ derzeit. „Auch wenn es wie eine Herkulesaufgabe aussieht: Wir können das Ziel erreichen“, sagte Källenius. Man müsse dazu aber im kommenden Jahr bereits die Sonderregeln wie die sogenannten Supercredits nutzen, die der Gesetzgeber zugesteht, um den Übergang zu erleichtern. Die Technologie habe man, sagte Källenius. Was man nur bedingt beeinflussen könne, sei das Kaufverhalten der Kunden.

Was die Investitionen angeht, will Källenius künftig „wählerischer“ sein. Er wolle strikter überprüfen, wofür der Konzern Geld ausgibt und wofür nicht, auch bei Forschung und Entwicklung. Das aktuelle Niveau von 16 Milliarden Euro bleibt noch 2020, danach soll es wieder sinken. „Wir haben alles von allem“, sagte der Schwede mit Blick auf die Motorvarianten, die Mercedes in seinen Fahrzeugen anbietet. Das werde es so auf lange Sicht nicht mehr geben.