Lieber fliegen?

Bahnfahren contra Fliegen und Busfahren: Wie es mit der Ökobilanz der Verkehrsmittel aussieht, wenn man den Ausbau der ­Infrastrukturen einbezieht, hat das Umweltbundesamt ausgerechnet.

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Lieber fliegen?

(Bild: Björn Wylezich / Alamy, Shutterstock)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Denis Dilba

Treten Flugzeug, Bus und Bahn in den Ring, um darum zu kämpfen, wer das umweltfreundlichere Transportmittel ist, scheint das Ergebnis klar. Auch wenn es für den einen oder anderen überraschend sein dürfte: Laut aktuellen Emis­sionsdaten des Umweltbundesamtes (UBA) liegt der Bus auf Platz eins. Ein Reisebus stößt 32 Gramm CO2-Äquivalente pro Personenkilometer aus.

Allerdings braucht man mit dem Bus vor allem auf langen Strecken wegen Staus, Baustellen und vielen Stopps oft deutlich länger als mit der Bahn. Da dürften die gerade einmal vier zusätzlichen Gramm CO2-Äquivalente der Bahn verkraftbar sein. Erwartbar hingegen das Resultat für den Konkurrenten Flugzeug. Für den ermitteln die UBA-Forscher mit 201 Gramm knapp den sechsfachen Wert, vor allem wegen des Ausstoßes von klimaaktiven Gasen wie Methan oder Stickstoffdioxid. Knockout in Runde eins also.

Aber geht das Duell auch dann noch so klar zugunsten von Bahn und Bus aus, wenn man genauer auf die angenommenen Auslastungen der Verkehrsträger schaut und den CO2-Ausstoß für den Aufbau der Infrastruktur einbezieht? Für das Flugzeug rechnet das UBA mit einer Belegung der Plätze von 82 Prozent, also einer sehr hohen durchschnittlichen Auslastung, für die Bahn mit 56 und für Busse mit 60 Prozent. Ändern wird sich daran auch in Zukunft wenig.

Vor allem Bahn und Flugzeug ­arbeiten bei ihrer Auslastung bereits nah am Limit. Dass der Wert für die Bahn dabei deutlich niedriger ist als beim Flugzeug, liegt daran, dass sie einem Versorgungsanspruch gerecht werden muss. Während morgens um sieben Uhr von Hamburg nach Berlin alle Plätze belegt sind, ist an einem Mittwochabend um neun Uhr zwischen Mannheim und Nürnberg fast alles frei. Dennoch muss die Bahn auch diese Verbindung gewährleisten. Trotz geringerer Auslastung erzielen Busse und Bahnen allerdings einen geringeren CO2-Ausstoß pro Personenkilometer.

Komplizierter wird es, wenn man die Infrastruktur einbezieht. Straßen, Tankstellen, Schienen, viele Bahnhöfe – all das schlägt sich in der Umweltbilanz nieder. „Man kann hinsichtlich der Umweltverträglichkeit nicht immer genau sagen, das eine ist besser als das andere“, sagt Katrin Dziekan, UBA-Fachgebietsleiterin Umwelt und Verkehr.

So braucht die Bahn mit Schienen und Bahnhöfen tendenziell mehr Fläche als Flug­zeuge und Flughäfen. Lärm sei andersherum ein Punkt, der beim Fliegen kritischer sei, so Dziekan. In Einzelaspekten könnte das Flugzeug also durchaus besser dastehen. Im Gesamtbild ändert sich allerdings auch dann nichts, so zumindest das Ergebnis ­einer älteren UBA-Studie. Bei allen Verkehrsträgern war ein in etwa gleich großer Infrastruktur-Aufschlag zu erkennen.

Inwieweit dieses Ergebnis heute noch stimmt, untersucht das UBA gerade in einem neuen Umweltvergleich von Flugzeug und Bahn. Konkrete Ergebnisse seien gegen Jahresende zu erwarten, sagt Dziekan. So viel könne sie aber schon jetzt verraten: „Rein von den Treibhausgas-Emissionen her ändert sich das Gesamtbild nicht wesentlich. Und auch wenn wir zusätzlich zu den Emissionen verschiedene andere umweltrelevante Faktoren mit in den Vergleich einbeziehen, wird die aktuelle klare Rangfolge nicht über den Haufen geworfen.“

Zumindest innerdeutsche Flüge findet die UBA-Expertin ­daher überflüssig, sofern es nicht gerade von Hamburg nach Friedrichshafen gehen soll.

(bsc)