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Fahrbericht: Mercedes GLB 250 4Matic

Mercedes bringt ein SUV mit bis zu sieben Sitzen an den Start. Der GLB dürfte seine Abnehmer vor allem in China und den USA finden, in denen Modellen mit dieser Option gefragt sind. Wie fährt sich das SUV mit dem 224-PS-Benziner?

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Mercedes GLB 250 4Matic 14 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Jürgen Wolff, press-inform

Mercedes fächert die MFA2-Plattform weiter als jemals zu vor auf, um auf einer Basis die Vorlieben auf unterschiedlichen Märkten zu befriedigen. In den USA ist das Interesse an nicht allzu teuren SUVs mit mehr als fünf Sitzen ungebrochen. Damit erklärt sich, warum Mercedes zwei SUVs mit ähnlicher Größe im Sortiment hat. Der GLC steht auf der teureren Plattform der C-Klasse, der neue GLB auf der der 2018 vorgestellten A-Klasse. Wie fährt sich der GLB 250 4Matic? Eine erste kurze Ausfahrt.

Im GLC-Format

Mit dem GLB ist fast alles, was Mercedes auf dieser Plattform plant, auf dem Markt. Es fehlt noch der neue GLA, der im Frühjahr 2020 vorgestellt wird. Der GLB gehört zu den großen Ablegern auf dieser Basis. Mit 4,63 m ist er kaum kürzer als der deutlich teurere GLC. Bei dem holt der Allradantrieb im Bedarfsfall die Vorderräder hinzu, der GLB nutzt eine Frontantriebsarchitektur. Unterwegs liegt der Unterschied im Detail: Die GLB-Lenkung ist etwas zu leichtgängig und gefühllos, aber wenigstens präzise. Im leichteren Gelände kommt der GLB gut klar: Steigungen, Bergabfahrten, verschlammte Feldwege, kleinere Bachquerungen – alles kein Problem. Mehr wird vermutlich kaum ein GLB-Fahrer je abfordern.

Der Federungskomfort ist auch ohne Luftfederung erstaunlich hoch. Der Kompakt-SUV gleitet über den Asphalt und auch schlechtere Straßen nerven nicht. Angesichts des Zustandes der Infrastruktur auf dem Hauptabsatzmarkt scheint diese Auslegung eine gute Idee zu sein. Ein adaptives Fahrwerk kostet immerhin 1178 Euro. Es bietet eine fühlbare Bandbreite zwischen nachgiebig und straff, erreicht aber nicht die Güte des GLC mit dem nochmals teureren Luftfahrwerk.

Die Innenraumgestaltung ist frei von Überraschungen – Mercedes verteilt das Armaturenbrett der A-Klasse auch hier hinein. Noch immer herausragend ist das Infotainmentsystem MBUX, dessen volle Funktionalität allerdings reichlich Aufgeld kostet. Abseits davon wirkt alles ordentlich zusammengebaut, Details zeigen aber, dass die Controller ihre Macht ausgelebt haben: Die Lenksäulenhebel wirken zerbrechlich, die Serienausstattung mit Einzonen-Klimaautomatik, Halogenlicht und mickrigen Displays inklusive reichlich Rand wird so vermutlich kaum jemand ordern. Schon mit nur wenigen Klicks im Konfigurator sind im Falle eines GLB 250 4Matic 50.000 Euro geradezu erschreckend rasch deutlich überschritten. Der GLB ist fraglos weniger teuer als ein GLC, günstig ist er deshalb noch lange nicht.

Eine Reihe mehr

Die Sitze sind bequem auch für längere Strecken und lassen sich vielfach verstellen. Hinten ist nicht reichlich, aber ausreichend Platz zumindest für zwei weitere Passagiere. Gegen einen Aufpreis von 428 Euro sind die Sitze in der zweiten Reihe längs verschiebbar. Die beiden Notsitze in der dritten Reihe empfiehlt Daimler nur für Mitfahrer bis zu einer Größe von 1,68 m. Mit 1321 Euro Zuzahlung sind sie ausgesprochen selbstbewusst kalkuliert, wenngleich dann wenigstens die Verstellung der zweiten Reihe inkludiert ist. Mercedes gibt derzeit nur das Kofferraumvolumen für die Konfiguration ohne dritte Sitzreihe und Verstellung der Sitze in der zweiten Reihe an: 565 Liter sind es dann. Ein bezogen auf die äußeren Abmessungen sehr ordentlicher Wert.

Vorläufige Spitze

Der Testwagen, ein GLB 250 4Matic, war mit der aktuellen Spitzenmotorisierung versehen, ein AMG-Ableger mit 306 PS folgt bald. 165 kW (224 PS) und 350 Nm bekommen es mit minimal 1670 kg zu tun. Mercedes nennt 6,9 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 und 236 km/h Höchstgeschwindigkeit. Der GLB lässt sich derart gerüstet flott bewegen. Der Antrieb bleibt akustisch die meiste Zeit im Hintergrund, was gut so ist, denn Wohlklang hat er nicht zu bieten. Das Doppelkupplungsgetriebe mit acht Gängen ist alternativlos und schaltet ebenso passend wie unauffällig. Mercedes nennt einen Verbrauch zwischen 7,2 und 7,4 Litern im WLTP – das scheint in der Praxis auch erreichbar. Anders als einige Konkurrenten schickt Mercedes den GLB von Anfang an mit der Euro 6d zu den Kunden.

Gebaut wird der GLB im Werk Aguascalientes in Mexiko sowie für den chinesischen Markt in Peking. Dort dürften auch die Hauptabsatzmärkte liegen. Hierzulande kostet schon das Basismodell fast 38.000 Euro, die meisten GLB werden vermutlich einen Listenpreis von mehr als 45.000 Euro haben. Sie bekommen dafür ein komfortables, ordentlich zusammengebautes SUV, was nüchtern betrachtet nirgendwo neue Maßstäbe setzt. Mercedes darf auch hier darauf hoffen, dass die anvisierte Kundschaft das nicht weiter kritisch hinterfragt. (mfz)