Zigaretten: Schlecht für den Menschen – und fürs Klima

Durch den Tabakanbau, die Herstellung und den Genuss von Rauchwaren entstehen viele Umweltgifte. Das wird bei der Debatte um das Werbeverbot gerne übersehen.

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Zigarettenpause von Arbeitern des Samsung-Werks in Suzhou (Bild: China Labor Watch)

(Bild: Photo by Ray Reyes on Unsplash)

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Es gibt Verhaltensweisen, die wir an den Tag legen, bei denen kann man sich mit Fug und Recht die Frage stellen, wie vernunfbegabt der Mensch in seinen grauen Zellen wirklich ist. Seit vielen Jahrzehnten ist bekannt, wie gefährlich der Genuss von Nikotin ist, wie belastend für den Körper, wie teuer die damit verbundenen Erkrankungen für unser Gesundheitssystem.

Dass wir, wenn wir rauchen, früher (und oft auf äußerst unangenehme Art) sterben, ist sonnenklar. Dennoch verfallen Jahr für Jahr Millionen Menschen auf dem Planeten der Sucht nach der Zigarette oder schaffen es nicht, mit dem Rauchen aufzuhören.

Der Staat greift seit längerem ein, mit diversen erzieherischen Maßnahmen, Aufmerksamkeitskampagnen, Ekelbildern auf den Verpackungen. Bei der ganzen Debatte wird allerdings ein zentrales Element vergessen: Zigaretten sind nicht nur schädlich für den Menschen, sondern auch schädlich für die Umwelt. Das gilt sowohl für ihre Inhaltsstoffe, die achtlos weggeworfen in unserer Wasserversorgung oder auf fruchtbaren Böden landen, als auch für die Produktion und den Genuss. Denn das Rauchen hat auch einen klimatischen Fußabdruck.

Entsprechend verwunderlich ist es, dass dieser im Rahmen der aktuellen Debatte um das – lange überfällige – Tabakwerbeverbot in Deutschland kaum erwähnt wird. Zwar hat sich die CDU nun endlich durchgerungen, diesem zuzustimmen. Ab 2021 dürfen, sollte alles glatt gehen, Glimmstängel nur noch vor Kinofilmen mit Altersbeschränkung 18 laufen, ab 2022 gilt dann ein Verbot für die Plakatwerbung.

Doch es wird noch bis 2024 dauern, bis auch die – schlimmerweise besonders bei Jugendlichen – boomenden E-Zigaretten vom Werbeverbot eingeschlossen werden, erst 2023 wird Reklame für erhitzten Tabak (z.B. "IQOS") nicht mehr erlaubt sein. Nahezu die gesamte Zigarettenbranche ist derzeit dabei, ihre Produktion und ihr Marketing hin auf diese angeblich "sichere" Alternative umzustellen.

Das Klima und die Umwelt bleiben dabei bequemerweise unerwähnt. Und so schaut einen ein rauchender "Fridays for Future"- oder "Extinction Rebellion"-Demonstrant nur verwundert an, wenn man ihn auf seinen völlig unnötigen wie selbstzerstörerischen ganz persönlichen Klimagas-Ausstoß anspricht.

Eine lesenswerte Studie aus dem Jahr 2018 beschreibt, welchen globalen Umweltfußabdruck die Tabakindustrie über ihre gesamte Lieferkette hinaus hat. Und schön ist das Ergebnis nicht.

Darin schreiben Maria Zafeiridou, Nicholas S. Hopkinson und Nikolaos Voulvoulis vom Imperial College London sowie dem britischen National Heart and Lung Institute, dass im Jahr 2014 insgesamt 84 Megatonnen CO2-Äquivalent entstanden sind – allein durch die Kultivierung des Tabaks für die damals produzierten sechs Billionen Zigaretten. Das entspricht immerhin 0,2 Prozent des globalen Klimagasausstoßes.

Doch das ist nicht alles. Für eine typische Zigarette werden pro produziertem Stück 3,7 Liter Wasser verbraucht, 14 Gramm CO2-Äquivalent werden freigesetzt. Auf den Ölverbrauch gerechnet gehen 3,5 Gramm Erdöläquivalent in Luft auf. Hinzu kommt die Tatsache, dass der Tabakanbau andere wichtige Erdresourcen verdrängt – sei es Waldflächen oder Flächen zum Anbau von Nahrung.

Zigaretten achtlos wegzuwerfen, ist ein weiteres Problem. Die Inhaltsstoffe – neben dem Nikotin sind auch Schwermetalle und andere Gifte enthalten – landen im Trinkwasser und sind kaum wegzubekommen. Hinzu kommt der Kunststoff in den – übrigens nahezu völlig unnötigen und auf "Show" angelegten – Filtern, der sich quasi nicht abbaut. Den Rauchern scheint das praktisch egal zu sein. Doch einfacher als das Aufgeben ihrer Sucht kann Klima- und Umweltschutz eigentlich nicht sein. Da wird der Selbstschutz fast zum Bonus.

(bsc)