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ARwall soll Greenscreen-Technik ersetzen

In effektgeladenen Filmen agieren Schauspieler oft vor einer grünen Wand. ARwall ersetzt diese durch interaktive Monitore, die die Kamerabewegung ausgleichen.

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ARwall soll Greenscreen-Technik ersetzen
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George Lucas' zweite Star-Wars-Trilogie wurde viel dafür kritisiert, dass die Schauspieler nicht mit den digitalen Kreaturen interagieren, sondern eher stoisch vor einem sehr belebten Hintergrund umherwandern. Das Problem: Sie sahen einfach nicht, was sich dort abspielte, weil dieser Hintergrund erst viel später im Effektstudio entstand.

Mittlerweile reicht die Rechenpower für Echtzeitrendering fotorealistischer Bilder und das macht sich die kalifornische Firma ARwall zunutze. Statt eines Greenscreen baut sie für Filmaufnahmen eine Wand aus herkömmlichen Monitoren auf, die aber groß genug sein muss, dass sie sich ins Film-Set integriert.

Die Größe der Displaywand spielt keine Rolle, nur die Auflösung ist limitiert. ARwall entwickelt das System aber stetig weiter und arbeitet nach eigenen Angaben mittlerweile mit einer maximalen Auflösung von 6,6K. Die Kamera bekommt einen Tracker, der vorher kalibriert werden muss. Außerdem installiert der Anbieter am Set zwei Sensoren. ARwall empfiehlt, mit der Kamera nicht näher als drei Meter an die Diplaywand heranzutreten.

Zur Wiedergabe der Szene nutzt ARwall die Unreal Engine. Wie in einem Videospiel mit VR-Brille erfasst die Augmented-Reality-Umgebung die Position der Kamera und passt die in Echtzeit gerenderte digitale Umgebung auf der Monitorwand in Echtzeit an. So simuliert ARwall den Parallaxeneffekt und die gerenderte Umgebung erscheint im Film dreidimensional, als würde man durch ein Fenster schauen.

Über AMD's Advanced Media Framework (AMF) kann ARwall die Unreal Engine sogar mit Lichtinformationen füttern. Eine Zcam 360 erfasst das Licht am Set und schickt sie an die Game-Engine, die das virtuelle Set passend ausleuchtet.

Die Arbeit mit ARwall ändert den Workflow: Postproduktion entfällt, denn digitale Effekte müssen nicht mehr nachträglich ergänzt, allerdings aufwendig vorbereitet werden. Für die Filmproduktion hat ARwall aber mehrere Vorteile.

Die realen Farben und Helligkeitsunterschiede in der digitalen Szene reflektieren auf Gesichtern, Kleidung und Brillengläsern der Schauspieler. Grüne Säume an Haaren und Kleidung treten nicht auf. Dadurch erscheint die Szene realistischer. Projektion auf großen Monitorwänden wurden aufgrund solcher Probleme auch schon zuvor ohne Parallaxenkorrektur in Filmen wie "Aufbruch zum Mond" und "Solo: A Star Wars Story" eingesetzt.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Schauspieler direkt auf das Geschehen auf dem Monitor reagieren können. Wenn eine Sonne explodiert oder eine Kreatur auf das Fenster zufliegt, können sie damit umgehen, ohne auf Erklärungen des Regisseurs und ihre Phantasie angewiesen zu sein.

ARwall entwickelt sich in großen Schritten weiter, wie ein YouTube-Video des Anbieters zeigt. Das Augmented-Reality-System kam bereits in der Syfy/Netflix-Serie "Nightflyers" zum Einsatz, die seit 2. Dezember 2018 auf Netflix zu sehen ist.

(akr)