US-Regierung will jetzt auch "vertrauenswürdige KI" fördern

US-Behörden sollen beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz die Privatsphäre und die Bürgerrechte schützen, heißt es in neuen Prinzipien.

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Künstliche Intelligenz als Hilfswissenschaftler: KI revolutioniert die Forschung

(Bild: Phonlamai Photo/Shutterstock.com)

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Auch die US-Regierung setzt nun auf "vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz" (KI) nach dem Vorbild Europas. Eigentlich hat US-Präsident Donald Trump mit seiner vor knapp einem Jahr befohlenen Initiative für die Schlüsseltechnologie einen Laissez-faire-Ansatz skizziert, damit auf dem Markt möglichst Vielfalt herrscht und die USA ihre auf diesem Feld ausgemachte Vorrangstellung behalten. Die vom "Office of Science and Technology Policy" (OSTP) jetzt publik gemachten KI-Prinzipien sprechen aber eine andere Sprache.

Zwar beschwört der Cheftechnologe des Weißen Hauses, Michael Kratsios, in einem Gastbeitrag für den Finanzdienst Bloomberg weiterhin, dass die Regierung eine Regulierung der "leichten Hand" bevorzuge. Bürokratische, hinderliche und sich wiederholende Vorschriften dürfe es nicht geben, um Innovation und Wachstum in diesem Bereich nicht zu untergraben. Ein flexibler Rahmen sei wichtig, da sich etwa Vorgaben für automatisierte Fahrzeuge, Drohnen und Pflegeroboter nicht über einen Kamm scheren ließen.

Im Kern der Prinzipien geht es aber um die "Entwicklung vertrauenswürdiger KI", was sich als roter Faden doch durch alle Einsatzgebiete ziehen und ausdrücklich auch auf die Wirtschaft ausstrahlen soll. Regulierer müssten so etwa "Fairness, Transparenz, Sicherheit und IT-Security" beim Einhegen der Technik berücksichtigen, schreibt Kratsios. Sie sollten überprüfbare, objektive Kriterien auf Basis des Stands der Technik für ihre weiterführenden Richtlinien beherzigen.

Das Weiße Haus ruft zudem alle US-Behörden auf, in KI-Regulierungsansätzen "die Privatsphäre zu schützen sowie Rechte und Freiheiten der Bürger und amerikanische Werte zu fördern". Sie sollen unter anderem prüfen, ob die Ergebnisse und Entscheidungen eines KI-Systems Betroffene unrechtmäßig diskriminieren könnte. Der Einsatz der Technik sei kenntlich zu machen. Vertraulichkeit und Integrität verarbeiteter, gespeicherter und übertragener Informationen müssten gesichert werden. Insgesamt will das OSTP mit den Grundsätzen drängende "technische und ethische Fragen" adressieren, die Künstliche Intelligenz hervorrufen könne.

Kratsios begründet den Richtungswechsel damit, dass sich die USA gezielt von "autoritären Regierungen" absetzen wollten, die "keine Skrupel" hätten, wenn Firmen Technologien verwendeten, "die Freiheits- und Menschenrechte untergraben". Konkret zeigt der Chief Technology Officer (CTO) der US-Regierung auf China und den dort errichteten Überwachungsstaat. Um einen solchen "dystopischen Ansatz" entgegenzutreten, müsse sichergestellt werden, dass die USA und ihre Verbündeten die "globalen Hubs der KI-Innovation" blieben. Hierzulande wird dagegen oft der "Überwachungskapitalismus" aus dem Silicon Valley kritisiert, auch der NSA-Abhörskandal ist vielen noch in Erinnerung.

Kratsios appelliert an Europa und "unsere anderen internationalen Partner", ähnliche Regulierungsprinzipien anzunehmen. Die EU-Kommission sieht sich etwa mit den Vorschlägen für Richtlinien für vertrauenswürdige KI einer hochrangigen Expertengruppe bereits seit Langem als Vorreiter mit einer Art Alleinstellungsmerkmal auf diesem Gebiet. Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager soll in Kürze einen "koordinierten Ansatz für die menschlichen und ethischen Auswirkungen" der Technik vorlegen und plädiert dabei für den Grundsatz "Vertrauen by Design". Auch die Enquete-Kommission des Bundestags zu Künstlicher Intelligenz hat sich das Thema auf die Fahnen geschrieben. (vbr)