iPhone-Entsperrung nach Terror: US-Justizminister spricht Apple direkt an

Der Attorney General William Barr will, dass der Konzern das Handy des Schützen von Pensacola öffnen soll. Apple habe bislang nicht "substanziell geholfen".

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 136 Kommentare lesen
Pin-Code beim iPhone

Entsperrcode-Abfrage bei einem iPhone.

(Bild: dpa, Erik S. Lesser/epa/dpa)

Lesezeit: 3 Min.

Der US-amerikanische Justizminister, William Barr, hat scharfe Kritik an Apple geübt. Der Attorney General will, dass das Unternehmen dem Federal Bureau of Investigation (FBI) dabei hilft, zwei iPhones eines Mannes zu knacken, der im vergangenen Dezember drei Menschen auf einem Marine-Stützpunkt in Pensacola getötet hatte. Apple hatte wiederholt abgelehnt, "Hintertüren in Verschlüsselung einzubauen", wie die Datenschutzchefin des Konzerns, Jane Horvath, Anfang Januar auf der Technikmesse CES in Las Vegas sagte.

Barr zufolge sei es ohne die Hilfe Apples "unmöglich, an die Daten zu kommen". "Es ist sehr wichtig zu wissen, mit wem und über was der Schütze kommuniziert hat, bevor er starb. Wir haben Apple um Hilfe gebeten, um die iPhones des Schützen zu entsperren. Bislang hat Apple keine substanzielle Hilfe geleistet", so der Minister am Montag vor Medienvertretern.

Der Fall zeige, warum es wichtig sei, dass Ermittler auf Grundlage eines Gerichtsbeschlusses Zugang zu solchen Daten erhielten, sagte Barr. Er rief Apple und andere dazu auf, "uns bei der Suche nach einer Lösung zu unterstützen, damit wir das Leben von Amerikanern besser schützen und künftige Angriffe verhindern können".

Das FBI soll zuvor seine Möglichkeiten, sich Zugang zu den beiden Telefonen zu beschaffen, erfolglos ausgeschöpft haben, wie es Anfang Januar unter Berufung auf informierte Personen hieß. Kritische Inhalte auf iPhones werden verschlüsselt und sind meistens nicht ohne Passcode oder Passwort zugänglich – beide werden aktiviert, wenn Face ID (Gesichtserkennung) oder Touch ID (Fingerabdrucksensor) nicht mehr greifen.

Der 21 Jahre alte Täter war ein saudischer Luftwaffensoldat, der sich zur Ausbildung in den USA aufhielt. Am 6. Dezember tötete er drei US-Soldaten, acht weitere Amerikaner wurden verletzt. Er wurde schließlich von Sicherheitskräften erschossen. Barr sagte, die Untersuchung habe keine Beweise dafür ergeben, dass der Täter Unterstützer in den USA gehabt hätte. Allerdings hätten Ermittler bei 21 saudischen Soldaten, die in den USA ein Training durchlaufen, belastendes Material gefunden. Sie seien aus dem Ausbildungsprogramm genommen worden und sollen noch in dieser Woche nach Saudi-Arabien zurückkehren.

Apple betont, dass man Behörden auf richterliche Anweisung die vorhandenen Informationen aushändige – darunter fallen bestimmte nicht durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützte iCloud-Daten sowie Metadaten. Im Fall des Täters von Pensacola, dessen Vorgehen mittlerweile als Terror eingeordnet wird, soll Apple die iCloud-Backups herausgegeben haben, doch diese Daten reichen dem FBI bei seinen Ermittlungen offenbar nicht aus. Der Fall erinnert an einen ähnlichen Konflikt zwischen den USA und Apple im Fall eines Terrorpaares im kalifornischen San Bernardino. Damals hatte das FBI die Dienste einer Hackingfirma in Anspruch genommen, nachdem Apple sein iOS-Betriebssystem nicht schwächen wollte, um Geräte zu knacken. (mit Material der dpa) / (bsc)