Verheerende Rückkopplungsschleife in Australien

Australiens gewaltige Brände wurden durch den Klimawandel begünstigt, nun verstärken sie das Phänomen immer weiter.

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Verheerende Rückkopplungsschleife in Australien

(Bild: NASA Earth Observatory images by Lauren Dauphin, using Landsat data from the U.S. Geological Survey.)

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Von
  • James Temple

Die Waldbrände entlang der australischen Ostküste haben bereits rund 400 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre gepumpt. Diese Menge übertrifft die jährlichen Emissionen der 116 emissionsärmsten Länder zusammengenommen und beträgt das Neunfache dessen, was in der Rekordbrandsaison 2018 in Kalifornien erzeugt wurde. Sie macht auch etwa drei Viertel der abflachenden Treibhausgasemissionen Australiens von 2019 aus.

Zwar sind 400 Millionen Tonnen CO2 zu diesem Zeitpunkt in Australien, wo es häufig Sommerbrände im Busch gibt, die Feuersaison länger geworden ist und die Anzahl der Tage mit "sehr hoher Brandgefahr" bundesweit zunehmen, keine beispiellose Menge. Laut dem "Copernicus Atmosphere Monitoring Service" der Europäischen Union lagen die Waldbrandemissionen von September bis Anfang Januar in den brutalen Brandjahren 2011 und 2012 bei über 600 Millionen Tonnen. Die aktuellen Emissionen liegen jedoch weit über den typischen Werten im Bundesstaat New South Wales (NSW), in dem sich die diesjährigen Brände konzentrieren. Laut einer Erklärung der NSW Rural Fire Service sind seit dem 1. Juli mehr als 5,2 Millionen Hektar im Südosten des Bundesstaates niedergebrannt.

Der Klimawandel selbst löst keine Waldbrände aus. Allerdings trocknen die damit einhergehenden steigenden Temperaturen und abnehmenden Niederschläge Bäume, Pflanzen und Böden aus und wandeln sie in Treibstoff um, der Brände verstärken kann, wenn sie einmal ausbrechen. Ein 2018 veröffentlichter Bericht der australischen "National Science Agency" und des "Bureau of Meteorology" kommt deshalb zu dem Schluss, dass der Klimawandel zu den sich verschlechternden Brandbedingungen des Landes beigetragen hat.

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Die gewaltigen Brände heizen wiederum den Klimawandel an. Wenn Bäume und Pflanzen brennen, setzen sie den Kohlenstoff frei, der in ihren Stämmen, Blättern, Zweigen und Wurzeln gespeichert ist. Dies führt zu einer verheerenden Rückkopplungsschleife, da die Auswirkungen des Klimawandels diesen weiter verschärfen und es schwer machen, dem Problem einen Schritt voraus zu sein.

Australiens Brände haben auch unmittelbar katastrophale Auswirkungen gehabt:

  • Berichten zufolge ist in den letzten Wochen eine Fläche von mehr als zehn Millionen Hektar verbrannt. Das ist weit mehr als die verheerenden Brände im Amazonasgebiet im letzten Jahr, die sich über fast sieben Millionen Hektar erstreckt haben. Darüber hinaus ist es eine fast dreizehn Mal so große Brandfläche als die von Kalifornien in 2018, die immerhin die tödlichste und zerstörerischste Brandperiode in der Geschichte des Staates war.
  • Mehr als 25 Menschen sind gestorben, und Hunderttausende wurden zur Evakuierung aufgefordert. Weitere Zehntausende protestieren gegen den Umgang der Regierung mit der Katastrophe.
  • Tausende Häuser wurden zerstört, und Rauch hat mehr als 20 Millionen Quadratkilometer bedeckt.
  • Basierend auf früheren Erhebungen der Säugetier-, Vogel- und Reptilienpopulationen in den betroffenen Regionen schätzt Chris Dickman, Direktor des Instituts für Wildtierforschung an der Universität Sydney, dass bei den Bränden mehr als eine Milliarde Tiere getötet wurden. "Es ist wahrscheinlich ziemlich gut bekannt, dass Australien die weltweit höchste Aussterberate für Säugetiere aufweist", sagte Dickman in einem Interview mit National Public Radio. "Es sind Ereignisse wie diese, die das Aussterben für eine Reihe anderer Arten beschleunigen können. Es ist also eine sehr traurige Zeit."

Die Situation wurde in den letzten Tagen immer gefährlicher, als die heißen und windigen Bedingungen zurückkehrten. Zwei gigantische Brände verschmolzen zu einem "Megafire", das sich über die Bundesstaaten New South Wales und Victoria erstreckt und ungefähr 600.000 Hektar umfasst.

(vsz)