Zurück in die Zukunft

In Bayern soll eine neue Technische Universität gegründet werden. An sich ein guter Plan.

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Ach ja, die CSU. Da dachte ich immer, die Partei steht verlässlich für eine eisenharte, konservative Grundposition nach dem guten, alten Motto von Franz Josef Strauß: "Rechts von uns kommt nur noch die Wand".

Man ist für Atomkraft, ein Maximum an innerer Sicherheit, für mehr Abschiebung und - selbstredend - gegen ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen.

Aber was lese ich da? Die Bayerische Regierung will eine brandneue technische Universität gründen. Und hat dafür Empfehlungen des Wissenschaftsrats eingeholt.

Tatsächlich liest sich das Konzept auf den ersten Blick überraschend fortschrittlich: Die Lehrstühle sollen sich vor allem um die Bereiche Mobilität der Zukunft, Energieforschung, Robotik, Leistungselektronik und Sicherheit in der Informationstechnik kümmern. Zwar soll die neue Uni eine TU werden, aber Geisteswissenschaften werden auch angeboten - und zwar "nicht nur als Zierde", sondern um "interdisziplinäre Arbeit" zu ermöglichen. Forschung, Lehre und Technologietransfer sollen "wechselseitig miteinander verschränkt" werden.

Außerdem soll die neue Uni mehrsprachig werden: 30 Prozent der zu berufenden Professoren und 40 Prozent der Studierenden sollen aus dem Ausland kommen, müssen allerdings Deutschkenntnisse vorweisen. Bemerkenswert auch der Betreuungsschlüssel: Auf eine Professur sollen rund 25 Studierende kommen. Die Studierenden sollen sich Lehrinhalte aus digitalen Quellen selbst erarbeiten, und sie dann in Kleingruppenarbeit mit den Professoren vertiefen.

Das alles ist für eine stockkonservative Landesregierung überraschend zukunftsorientiert. Allerdings nur auf den ersten Blick.

Denn zum einen gibt es Kritik, weil die Mittel für die neue Hochschule bei den bestehenden Unis fehlen. Und grundsätzliche Probleme der universitären Ausbildung bleiben auch hier bestehen: Zwar will die neue Uni bei den zu berufenden Professoren "Wert auf unternehmerische Erfahrung" legen, didaktische Befähigungen spielen aber weiterhin keine Rolle. Stattdessen ist viel von Leistungsbereitschaft und Engagement die Rede. Als ob das das Problem wäre.

Das angestrebte hohe Niveau der Ausbildung soll durch ein ganz klassisches Mittel gesichert werden: Gezieltes Aussortieren. Das fängt schon damit an, dass es für alle Studiengänge Zulassungsbeschränkungen und ein Auswahlverfahren geben wird. Man darf daher gespannt sein, wie hoch die Abbrecherquote bei dieser neuen Uni sein wird. Ich vermute, sie wird auch nicht niedriger, als anderswo in Deutschland.

(wst)