Parallelwelt

Auto Expo 2020 in Neu-Delhi

Indien verspricht für die Autoindustrie langfristig gute Geschäfte. Nur weiß noch niemand so genau, wann das sein wird. Die Delhi Auto Expo (7. bis 12. 2. 2020) zeigt daher auch 2020 wieder vor allem Ambitionen hoffnungsfroher Autohersteller, zunehmend auch aus China und Korea.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
18 Bilder
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll; press-inform

Eines ist in Delhi so gewiss wie der Sonnenaufgang: der alltägliche Stau. Mit einem disharmonischen Hupkonzert kriecht die Blechschlange durch die hoffnungslos überlasteten Verkehrsadern der indischen Hauptstadt. Angesichts der Tatsache, dass auf dem großen Subkontinent lediglich 30 von 1000 Einwohnern ein Auto besitzen, kann man sich ausmalen, wie die Straßen aussehen werden, wenn die Fahrzeugdichte zunimmt.

Trotz seiner überlasteten Infrastruktur gilt Indien der Automobilbranche schon länger als ein Zukunftsmarkt. Doch ist das ganze Messe-Spektakel immer noch vor allem eine Parallelwelt zu einer Realität, in der sich die meisten Inder die Exponate der Delhi Auto Expo schlicht gar nicht leisten können. So bringen sich die Akteure von Messe zu Messe erneut in Stellung, um für den erwarteten Geschäftsgang bereit zu sein. Auf die größte und wichtigste Automobilschau Indiens strömen immerhin schon massenweise von Mobilität träumende Kunden, um zu entscheiden, welches Fahrzeug ihr nächster fahrbarer Untersatz sein wird.

Stromautos aus Europa, Cina und Indien

Elektromobilität ist durchaus präsent. Renault hatte neben der Zoe den K-ZE im Gepäck, der bei seinem Markteintritt in Indien vermutlich in Elektro Kwid umgetauft wird. Sinn würde diese Namensänderung auf alle Fälle ergeben, da der Renault Kwid bereits heute ein Erfolgsmodell ist.

Der Messeneuling MG-Motors aus China, der für seinen Auftritt im Stil klassischer englischer Gebäude und Grünflächen den Preis als schickster Messestand verdient hat, brachte den Mini-Stromer E200, das E-SUV MG Marvel X und elektrischen Crossover ZS EV mit. Interessant ist auch das Vision I Concept. Der lokale Konkurrent Mahindra sicherte sich mit einem futuristischen Elektro-Roadster die Aufmerksamkeit der Besucher. Beim Funster soll der Name Programm werden und sich mit einem Elektromotor an jedem Rad einstellen.

Aber auch hier gilt: So viel die E-Mobile auch hermachen, vom großflächigen Stromern sind sie in Indien noch einige Jahre entfernt. Das Geld wird auch in Indien noch mit dem Verbrenner verdient: Der Maxus D90 wird erst für die Publikumstage in die Halle gerollt, das Augenmerk richtete sich derweil auf die sechssitzige Version des Crossovers Hector mit dem Zusatz „plus“.

Crossover-SUV-Modelle sind stark im Kommen

Ein Trend ist unübersehbar: Crossover-SUV-Modelle sind nun auch in Indien stark im Kommen und der VW-Konzern, der nach zwei gescheiterten Anläufen endlich auch hier erfolgreich sein will, springt mit dem VW Taigun und dem Skoda IN auf den Zug auf. Beide teilen sich die MQB A0 IN Plattform, die speziell für den hiesigen Markt angepasst wurde. Die tschechische Tochter ist so etwas wie die Speerspitze des „Make India VW“ – im Konzernsprech „India 2.0“. Doch die europäischen Schwergewichte spielen hier nur eine Nebenrolle.

Der unbestrittene Meister aller Klassen ist Maruti-Suzuki, mit dem VW einst Großes vollbringen wollte und krachend scheiterte. Die Japaner juckt das als indischer Marktführer wenig. Sie agieren aus einer Position der Stärke und präsentieren das Futuro-e SUV-Coupé, einen kompakten Crossover, der gegen den Kia Seltos, den Hyundai Creta und das erwähnte VW-Skoda-Duo antreten soll. Allerdings ist der lang erwartete Sympathieträger Jimny (Test) noch nirgends zu sehen. Dafür deutete Kia mit der Studie Sonet an, wie sie auf den Eroberungsfeldzug auf dem indischen Markt fortsetzen wollen. Der kleine Crossover unterbietet die Vier-Meter-Grenze und könnte schon Ende dieses Jahres auf den Markt kommen.

Tata ließ sich bei seinem Heimspiel nicht lumpen und brachte mit dem H2X einen kleinen Crossover ins Spiel, der auf der neuen Alfa-Plattform steht. Einige Nummern größer ist das neue Flaggschiff Gravitas. Der Siebensitzer nutzt eine adaptierte Version der Land Rover D8-Omega Architektur. Bei Hyundai zeigt der Tuscon des Jahres 2020 auf der Bühne und das LeFil Konzept, das schon auf verschiedenen Messen zu sehen war. (fpi)