Neue Bewertungsmaßstäbe beim EuroNCAP
Beim EuroNCAP-Crashtest werden Insassensicherheit, Fußgängerschutz und Kindersicherheit geprüft, doch geworben wird meistens nur mit den Sternen für die Insassensicherheit – ab 2009 reicht das nicht mehr aus
- Gernot Goppelt
Hannover, 28. Oktober 2008 – Wenn ein Neuwagen gegen die Wand gefahren wird, ist das Interesse oft groß: Der Brilliance BS6 wurde unfreiwillig zum Medienstar, als er nach einem ADAC-Crashtest mit gerade einmal einem von fünf Sternen dastand, was der Automobilclub ironisch mit „Zum fünften Stern fehlen vier“ überschrieb. Fünf Sterne im EuroNCAP-Test sind eine Auszeichnung, mit der sich die Automobilhersteller gerne schmücken. So hat etwa Renault eine ganze Werbekampagne darauf aufgebaut und vermeldet, der einzige Hersteller mit acht „5-Sterne-Modellen“ beim EuroNCAP-Crashtest zu sein. Doch ab 2009 wird es noch schwieriger für die Hersteller, die Höchstwertung zu erreichen, denn das Bewertungsverfahren wird erweitert und neu austariert.
Verwirrende Bewertung
Vor einigen Tagen wies ein Leser von heise Autos völlig zurecht darauf hin, dass der Golf VI mit 36 von 37 Punkten beim Insassenschutz nicht „die Bestplatzierung in seiner Klasse“ erreichte, wie es der ADAC nach dem jüngsten Crashtest formuliert hat. Denn der Nissan Qashqai, ein Klassenkamerad im Segment „Small Family Car“, erreicht in diesem Kriterium mit 37 Punkten die Maximalpunktzahl. Warum bezeichnet der ADAC den Golf dennoch als Klassenbesten?
Neue Bewertungsmaßstäbe beim EuroNCAP (7 Bilder)
Der kleine Fiat 500 kann fünf Sterne für die Insassensicherheit vorweisen. Beim Zusammentreffen mit dem Audi Q7 nützt ihm das wenig. (Bild: ADAC)
Tatsächlich sind die derzeitigen Bewertungskriterien des EuroNCAP etwas verwirrend: Einerseits werden drei Bereiche abgeprüft, nämlich der Insassenschutz sowie der Schutz von Kindern und Fußgängern. Für die beiden ersten Kriterien gibt es maximal fünf Sterne, für den Fußgängerschutz höchstens vier. Doch in der öffentlichen Darstellung zählt nicht etwa ein Durchschnittswert aus diesen Ergebnissen, sondern einzig der Insassenschutz. Eine Wertung, die diese drei Bereiche zusammenfasst, gibt es bisher nicht. So ist der Qashqai derzeit Klassenprimus, obwohl der Golf über alle Kriterien hinweg mehr Punkte erreicht hat und beim Fußgängerschutz einen Stern mehr zu bieten hat.