Citroën Ami: Elektro-Leichtkraftwagen für die städtische Mobilität

Dem vor einem Jahr auf dem Genfer Automobilsalon gezeigten Konzept Ami One folgt nun die fertig ausentwickelte urbane Mobilitätslösung Citroën Ami.

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Citroën Ami

(Bild: PSA)

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Florian Pillau
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Der schrullige, elektrischer Zweisitzer soll Citroën in eine neue Ära des Carsharings und der städtischen Mobilität führen. Ein wichtiger Teil dieser urbanen Mobilitätslösung besteht darin, leicht und klein zu sein. Als Leichtkraftwagen gemäß EG L6e (bis 45 km/h) eingestuft darf er in Europa ab 16 Jahren mit dem Führerschein der Klasse AM gefahren werden. Hier wäre die Vorlage, sollte Citroën nun wieder zu seinen legendären Wortspielen bei den Namen finden, wie etwa 1962 beim Citroën Ami 6. Er sieht ganz nach einem ernsthaften Konkurrenten für den Renault Twizy aus.

Citroën will „eine praktische Antwort auf neue Mobilitätserwartungen für kurze Fahrten in Stadtzentren, Mikromobilität für alle und eine echte Alternative zu Rollern, Fahrrädern, Mopeds und öffentlichen Verkehrsmitteln zu angemessenen Kosten bieten” und schreibt: „Der Ami wurde sowohl für Teenager, die beispielsweise Freunde besuchen oder zum Sport beziehungsweise Musikunterricht fahren möchten, als auch für Senioren entwickelt, die bereits ein Erstfahrzeug besitzen, die Agilität des Ami jedoch für den Stadtverkehr bevorzugen”. Klingt vorstellbar.

Mit 2,41 Metern ist er 90 mm länger als der Twizy, mit 1,39 m knapp 20 Zentimeter breiter und überragt den Leichtkraftwagen von Renault mit 1,52 m Höhe um knapp 60 mm. Sein Wendekreis von 7,2 m übertrifft den des Twizy aber nur um vier Zentimeter. Mit Batterie sind beide Fahrzeuge praktisch gleich schwer, Citroën gibt 485 kg an, Renault zwei kg mehr.

Vom Twizy unterscheidet sich der Ami allerdings augenfällig durch die Anordnung der Sitze nebeneinander. Das dürfte Menschen mit längeren Beinen das Sitzen und generell das Einsteigen erleichtern. Handgepäck soll zu Füßen des Passagiers abgestellt werden, einen Kofferraum gibt es nicht. Eine geschlossene und zudem heizbare Karosserie dürfte dem Renault gegenüber deutliche Komfortvorteile bieten, ebenso wie die mit 14 Zoll für einen kleinen Wagen großen Räder. Citroën versichert zudem: „es besteht keine Gefahr des Umkippens”.

Die Türen des Ami öffnen sich in entgegengesetzte Richtungen: Die auf der Beifahrerseite öffnet wie gewohnt, auf der Fahrerseite ist es eine Selbstmördertür. Diese Konfiguration soll den Zugang erleichtern, und jeder, der die Anordnung aus Autos der 50er-Jahre kennt, wird das Argument verstehen. Die unteren Hälften der Türfenster sind wie beim Citroën 2CV nach außen oben klappbar. Wer diese Lüftungsmöglichkeit kennt, schätzt das lässige Auflegen des Unterarms und hofft auf ein sicheres Einrasten des ganz geöffneten Unterteils. Eine großzügige Verglasung einschließlich eines Panoramadachs soll das Raumgefühl verbessern und nicht zuletzt eine gute Rundumsicht ermöglichen. Für Navigation und Musik soll ein Smartphone eingebunden werden können.

Elektro-Leichtkraftwagen Citroën Ami (17 Bilder)

Citroën bringt eine neue Mikrobenart in den Freilandversuch. Der Ami will Alternative zu Rollern, Fahrrädern, Mopeds und öffentlichen Verkehrsmitteln zu angemessenen Kosten sein.
(Bild: Citroën)

Unter dem Boden des Ami befindet sich ein 5,5-kWh-Lithium-Ionen-Akku, der eine Reichweite von bis zu 70 km ermöglichen soll. Als Leichtkraftwagen ist der Ami auf 45 km/h abgeregelt. Der Akku kann in drei Stunden über eine Haushaltssteckdose aufgeladen werden. „Mit einem geeigneten Kabel kann es auch an einer öffentlichen Ladestation oder Wall Box aufgeladen werden” heißt es. Ob und wenn ja wie schnell schnellgeladen werden kann, sagt Citroën aber noch nicht. Mit der Batteriekapazität befindet sich der Ami nicht ganz auf dem Niveau des Twizy, der mit 6,1 kWh laut Katalog bis knapp 100 Kilometer weit kommen soll.

Citroën bietet drei Nutzungsmodelle an: Langzeitmiete, Carsharing und Kauf. Die Miete erfordert eine Einmalzahlung von 2644 und kostet monatlich 19,99. Über das Carsharing-Programm Free2Move der PSA Group, zu der Citroën gehört, können Abonnenten den Ami für 26 Cent pro Minute fahren.

Der Kauf eines Ami kostet 6000 Euro - damit orientiert sich der Citroën am untersten Ende der Angebotsskala des Renault Twizy, der als Leichtfahrzeug gemäß EG L7e (über 45 km/h) bis zu knapp 10.000 Euro verkauft wird. Ob der Ami später auch als schnelles L7e-Fahrzeug (der Twizy fährt so immerhin 80 km/h) angeboten werden soll, ist noch nicht entschieden.

Alle Preise und Raten gelten in Frankreich, „Details zum Preis- und Vertriebsmodell für Deutschland werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben”. Bestellungen sind in Frankreich ab 30. März möglich, im Rest Europas „im Laufe des Jahres”. Der Erwerb eines Ami ist vollständig online möglich, er wird aber auch bei Citroën-Händlern sowie an Pop-up-Ständen in Geschäften wie der französischen Kaufhauskette Fnac erhältlich sein.

(mfz)