Apple-Produktion: Abhängigkeit von China bleibt bestehen

Versuche des Konzerns, die Herstellung wichtiger Produkte nach Indien oder Vietnam zu verlagern, sind bislang gescheitert, heißt es in einem neuen Bericht.

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Foxconn

Foxconn ist Apples wichtigster Fertiger.

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Apple soll ein Projekt, bei dem eine aktuelle iPhone-Generation komplett außerhalb Chinas gefertigt werden sollte, zunächst auf Eis gelegt haben. Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf Insider.

Demnach planten Manager des Konzerns schon vor fünf Jahren, zumindest ein zentrales Produkt in Vietnam zu montieren, konnten sich mit dieser Haltung aber nicht durchsetzen. Dies hätte dem Konzern ermöglicht, Arbeiter zu trainieren und ein Cluster von Komponentenlieferanten zu schaffen, um den Konzern direkt vor Ort mit Teilen zu versorgen. Doch der Prozess, sich von der wichtigsten Fertigerregion Apples zu lösen, sei einfach zu komplex gewesen.

Fünf Jahre später stellt sich die Situation deutlich dramatischer dar. Zunächst hatte Apple das Problem der Strafzölle auf chinesische Produkte, die Konzernchef Tim Cook durch gute Kontakte zu Donald Trump aber weitgehend umschiffen konnte. Seit Januar ist nun die Coronakrise voll ausgebrochen, die für den iPhone-Produzenten noch viel schlimmer ist, da zahlreiche Fabriken immer noch nicht arbeiten oder dies nur mit stark gedrosselter Fertigung tun.

Im letzten Jahr dann entwickelte Apple intern den Plan, das iPhone 11, das im Herbst auf den Markt kam, auch in Indien zu produzieren, so das Wall Street Journal. Dort entstehen bereits ältere Modelle des Unternehmens, die in anderen Weltteilen nicht mehr auf dem Markt sind, wie etwa das iPhone 7.

Aber auch diese Versuche seien bislang gescheitert. Es wäre das erste zentrale Modell des Konzerns gewesen, das nicht aus China kommt. Die Versuche, nur eine einzige Produktionslinie in Indien für das Gerät aufzubauen, seien jedoch eingestellt worden, so eine mit den Vorgängen vertraute Person. Indien sei nicht bereit gewesen, die notwendigen Fachkräfte zu stellen – und auch nicht die robuste Infrastruktur, die Apple braucht.

Es sei nicht zu erwarten, dass Apple mit der Herstellung seiner teuren iPhones später in diesem Jahr nach Indien wechselt. Es fehle schlicht an der Lieferkette, die der Konzern benötigt. Undenkbar ist etwa, dass Apple OLED-Panels aus Indien bezieht. (bsc)