Kleine Rennlegende als halbe Portion: Auto Union Typ C
1936: Bernd Rosemeyer kämpft mit den Urgewalten der Technik. Direkt hinter ihm kreischt ein 16-Zylinder-V-Motor aus Aluminium. 2007: Der Auto Union Typ C kehrt als fahrbares 1:2-Modell wieder zurück – limitiert auf genau 999 Exemplare
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Nürburgring, 26. Juli 1936 / Haar, 14. Dezember 2007 – Bernd Rosemeyer kämpft mit den Urgewalten der Technik. Direkt hinter ihm kreischt ein 16-Zylinder-V-Motor aus Aluminium. 520 PS katapultieren den Auto Union Typ C auf 340 km/h. Für 853 Newtonmeter Drehmoment müssen extrem schmale Reifen reichen, selbst im vierten Gang schmiert Rosemeyer bei durchdrehenden Rädern noch Gummi auf die Fahrbahn. Während die Mercedes Benz W25, wie schon während der ganzen Saison, mit technischen Problemen zu kämpfen haben, bleiben Teamkollege Hans Stuck und Antonio Brivio auf seinem hoch eingeschätzten Alfa Romeo C dran. Rosemeyer hat keine Wahl, er muss alles riskieren.
Julia legt den ersten Gang ein
71 Jahre später in unseren Redaktionsräumen: Julia, sieben Jahre alt und Tochter unseres IT-Spezialisten Werner, sitzt im Auto Union Typ C. Rechts neben ihr guckt ein Gangwahlhebel hervor, den sie mit gekonnter Geste auf Position „1“ dreht. Kräftig tritt Julia in die Pedale, trotzdem setzt sich der Rennwagen nur ganz langsam in Bewegung. Er wiegt stolze 50 Kilogramm, immerhin 700 Kilo weniger als das Original aus der 750-Kilogramm-Formel. Aber Julias Auto ist auch nur halb so groß wie sein Vorbild, weshalb nur Menschen bis zu einer Größe von 1,35 Meter in dem Wagen Platz finden. Von dem fahrbaren 1:2-Modell gibt es genau 999 Stück – also Hunderte mehr als von den originalen Rennwagen aus den 30ern.
Kleine Rennlegende als halbe Portion: Auto Union Typ C (23 Bilder)

Der Auto Union Typ C im 1:2-Modell
HeiĂź, laut und faszinierend
Rosemeyers Haare kleben am Kopf. Sein Helm, das weiß er, schützt ihn nur vor einschlagenden Insekten – käme es zum Unfall, wäre es sowieso vorbei. Aber er hat keine Zeit an die vielen zu denken, die es bereits erwischt hat. Er will den Applaus der 350.000 Zuschauer hören. Er will mit seinem von Ferdinand Porsche konstruierten Mittelmotorwagen Geschichte schreiben und auf keinen Fall vor heimischem Publikum versagen. 200 Liter Treibstoff, Trommelbremsen größer als ein Pizzateller, Aluminium-Rahmen sowie die stromlinien-optimierte Alu-Karosserie sind der Stoff, aus dem Rosemeyers Wirklichkeit besteht. Fünf Gänge müssen reichen. Zwischengas und die stramme Kupplung erfordern intensive Beinarbeit. Rosemeyer ist fit – er ist gerade mal 27 Jahre alt.