Experten: Hyperschallwaffen werden überschätzt
Neuartige Hyperschallwaffen gelten als schnell, wendig und unbezwingbar. Was steckt dahinter?
Grafik eines X-51A-Hyperschallgleiters, der von einem Scramjet angetrieben wird. Prototypen der unbemannten Gleiter explodierten bei Testflügen 2014.
(Bild: US Air Force)
- Alexander Stirn
Weltweit wird mit Hochdruck an neuen Waffensystemen gebaut, die angeblich das internationale Kräfteverhältnis grundlegend ändern sollen: Hyperschallwaffen, die mit mehr als fünffacher Schallgeschwindigkeit ihrem Ziel entgegenrasen. Experten halten die Wirksamkeit dieser Waffen jedoch für überschätzt, berichtet Technology Review in seiner aktuellen April-Ausgabe.
Im Unterschied zu Interkontinentalraketen, die mit ähnlichen Geschwindigkeiten unterwegs sind, ist die Bahn dieser Waffen nicht einfach ballistisch und damit berechenbar. Die neuen Hyperschallwaffen lassen sich steuern – zumindest in begrenztem Maße. Raketenabwehrsysteme sind nicht in der Lage, sie zu stoppen. Russland und China verfügen nach eigenen Angaben bereits über einsatzfähige Hyperschallwaffen. Die USA arbeiten daran.
Ein großer Hype
Können diese Waffen das militärische Gleichgewicht verschieben, wie Medienberichte immer wieder nahelegen? "Hyperschall ist ganz klar ein Hype", sagt der Politikwissenschaftler Franz-Stefan Gady vom International Institute for Strategic Studies (IISS). "Solche Waffen werden das Kräfteverhältnis zwischen den Großmächten nicht beeinflussen." Sicherheitsforscher Ivan Oelrich von der George Washington University teilt die Skepsis. "Der Vorteil solcher Waffen wird überbewertet", schreibt er im "Bulletin of the Atomic Scientists". "Die meisten der angedachten Missionen ließen sich günstiger und mit weniger technischem Risiko durch modifizierte Interkontinentalraketen erreichen."
Insbesondere das Argument, Hyperschallwaffen seien unbezwingbar und daher ein Wendepunkt in der Kriegsführung, will Oelrich nicht gelten lassen. Denn auch atomare Interkontinentalraketen ließen sich nicht so einfach abwehren, wie der Begriff "Raketenschild" suggeriert. Das bestätigt auch Franz-Stefan Gady: "Die Abwehr von ballistischen Raketen funktioniert mehr schlecht als recht", sagt er. Militärisch Sinn ergeben könnte der Einsatz von Hyperschallwaffen jedoch auf kürzeren Distanzen, zum Beispiel gegen schwer zu verteidigende Flugzeugträger.
Mehr über den Hype um Hyperschallwaffen lesen Sie in der neuen April-Ausgabe von Technology Review (jetzt auch im gut sortierten Zeitschriftenhandel erhältlich.)
(jle)