Tuberkulose-Impfstoff als Helfer gegen das neue Coronavirus

Um die Zeit bis zu einem wirksamen Corona-Impfstoff zu überbrücken, sehen Forscher im Tuberkulose-Impfstoff einen geeigneten Helfer für das Immunsystem.

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Tuberkulose-Impfstoff als Helfer gegen das Coronavirus

(Bild: Hyttalo Souza / Unsplash)

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Bacille Calmette-Guérin (BCG) heißt ein in den 1920er Jahren entwickelter Tuberkulose-Impfstoff. Er ist aus dem Bakterium entwickelt worden, das Rinder-Tuberkulose auslöst – im Prinzip ein stark abgeschwächter lebender Krankheitserreger. Eine Weiterentwicklung davon könnte nun, während der Corona-Krise, einen neuen Nutzen erfüllen, berichtet Technology Review.

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BCG stellte sich im Laufe der Zeit als ein kleiner (Fast-)Alleskönner heraus. Forscher fanden in den 1970er Jahren heraus, dass BCG Blasentumore zurückdrängen kann. Neuere Tierversuche haben zudem gezeigt, dass der BCG-Impfstoff auch bei Virusinfektionen der Atemwege schützt, zum Beispiel bei Influenza. Und aus den Niederlanden und Großbritannien gibt es nun Hinweise darauf, dass BGC als sogenannter Bystander-Impfstoff gegen das neue Coronavirus helfen könnte.

Nun ist Tuberkulose eine Bakterienerkrankung und hat nichts mit dem Virus SARS-CoV-2 zu tun. Aber die Idee hinter einem Impfstoff besteht darin, das Immunsystem zu aktivieren – es soll zwar gegen einen bestimmten Erreger scharf gemacht werden, aber die Voraussetzung ist erst einmal, dass das Immunsystem aktiviert wird. Und genau darauf zielt der Einsatz des Impfstoffs bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Nun hat BCG selbst starke Nebenwirkungen, die man nur in Kauf nimmt, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Aber vor einigen Jahren haben Forschende des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in Berlin eine neue, genetisch aufgepeppte Version dieses alten Impfstoffes entwickelt.

Seit 2012 entwickelt das Unternehmen Vakzine Projekt Management (VPM) aus Hannover diesen Impfstoff gemeinsam mit dem dem Serum Institut of India, dem größten Impfstoffhersteller der Welt, unter dem Namen VPM1002 weiter. VPM1002 ist inzwischen in den klinischen Studien sehr weit fortgeschritten und wird derzeit in einer Phase-III-Studie an erwachsenen Probanden in Indien getestet und steht damit bei Erfolg der Studie direkt vor der Zulassung.

Nach Aussagen der VPM haben bereits Gespräche zu Phase-III-Studien in Deutschland für den Einsatz gegen SARS-CoV-2 stattgefunden – um die Wirksamkeit bei Älteren und Beschäftigten im Gesundheitswesen zu testen.

(jle)