Bosch und Samsung SDI fertigen gemeinsam Li-Ion-Akkus für Hybridautos

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Von
  • ssu

Die Robert Bosch GmbH und der koreanische Hersteller von Displays und Lithium-Ionen- (Li-Ion)-Akkus Samsung SDI Co. Ltd. geben die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zur Entwicklung, Fertigung und zum Vertrieb von Li-Ion-Akkus bekannt. Der Start des Joint-Ventures mit dem Namen SB LiMotive Co. Ltd. und Hauptsitz in Korea ist für September 2008 vorgesehen. An dem Unternehmen sind die beiden Unternehmen mit jeweils mit 50 Prozent beteiligt, Geschäftsführung und der Aufsichtsrat des JV sollen paritätisch mit Mitgliedern beider Mutterfirmen besetzt werden. Die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens stehe noch unter dem Vorbehalt der kartellbehördlichen Zustimmung, teilten die Unternehmen heute mit.

SB LiMotive soll Akkus für Anwendungen im Automobilbereich entwickeln, herstellen und weltweit vermarkten. Nach Unternehmensangaben hat die Muttergesellschaft Samsung SDI im allein vergangenen Jahr 376 Millionen Li-Ion-Akkus für Notebooks, Mobiltelefone oder Elektrowerkzeuge produziert. Bosch weist anlässlich der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens auf sein Know-how in den Bereichen Leistungselektronik, Batteriemanagement, Getriebe oder Gleichspannungswandler, das der Konzern im Rahmen seines so genannten Projekthauses Hybrid (PDF-Datei] bündelt.

Mit dem Joint-Venture Bosch und Samsung SDI wächst die Zahl der strategischen Bündnisse weltweit operierender Konzerne, die die Li-Ion-Technik im Automobilbau etablieren wollen. Dabei sind Japaner dem schwäbisch-koreanischen Bündnis derzeit ein gutes Stück voraus: Im Mai hatten die Branchengrößen Nissan und NEC mitgeteilt, das zu diesem Zweck in Japan errichtete Gemeinschaftsunternehmen Automotive Energy Supply Corporation (AESC) habe nunmehr die Serienproduktion von Li-Ion-Akkus für Kfz aufgenommen.

Auch Daimler setzt bei seinen geplanten Hybridfahrzeugen auf Li-Ion-Technik und erwartet, dass diese Akku-Einheiten ab 2010 Einzug in die Großserie halten. Dass Daimler die Akkus von Zulieferer Continental zukauft, kann als Indiz für ein knappes Angebot an für den Automobileinsatz geeigneter Zellen gedeutet werden. Anfang des Jahres hatte Johnson Controls-Saft eine Fabrik für die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien im französischen Nersac eröffnet.

Ob und wann Li-Ion-Technik in Autos zu einen wirtschaftlichen Erfolg wird, ist schwer vorhersehbar, weil die Firmen in mehrfacher Hinsicht Neuland betreten: Erstens ist den Sicherheitsanforderungen im Straßenverkehr Rechnung zu tragen, und käme es mit Li-Ion-gespeisten Autos zu Brandunfällen wie bei Notebooks, wären mit Blick auf die Zahl der verbauten Speicherzellen die Folgen sowohl für die Betroffenen als auch für das Image der Li-Ion-Technik im Autoeinsatz fatal. Zweitens ist der Markt für Neufahrzeuge äußerst preissensibel – Innovationen in der Automobiltechnik wie das Antiblockiersystem (ABS), Airbags oder die elektronische Fahrwerkstabilisierung ESP wurden zunächst nur im Premium-Segment verbaut und fanden erst mit deutlichem zeitlichen Abstand Einzug und die automobile Mittelklasse, und bei Kleinwagen steht ESP bis heute – wenn überhaupt – oftmals auf der Liste für aufpreispflichtiges Zubehör.

Klaus Brandt, Geschäftsführer des deutschen Herstellers von Li-Ion-Akkus GAIA Akkumulatorenwerke schätzt, dass ein Li-Ion-Akkupack mit 10 kWh in einem rein elektrisch angetriebenen Fahrzeug (Plug-in-Hybrid) für reichlich 50 km Fahrstrecke gut wäre und unter 4000 Euro kosten würde. Da zurzeit über die Hälfte der Kosten für die Batteriezellen auf Materialkosten entfielen, lohne sich ein Blick ins Periodensystem, um billigere Ausgangsprodukte zu finden, erläuterte Brandt im Frühjahr auf einem Kongress von Bündnis 90/Die Grünen unter dem Motto „Fährt das Auto der Zukunft elektrisch?“. (ssu)