Grüne Welle für Ingolstadt

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  • ggo

Grüne Welle für Ingolstadt – unter diesem Motto vermelden Audi und das Team von „Travolution“ die Fertigstellung eines Konzepts zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur. Ergebnis ist ein funktionsfähiger Prototyp für die „Verkehrssteuerung der Zukunft“, sagte Audis Personalvorstand Werner Widuckel bei der gestrigen Präsentation in Ingolstadt. Außer Audi sind an „Travolution“ das Amt für Verkehrsmanagement und Geoinformation der Stadt Ingolstadt, der Lehrstuhl für Verkehrstechnik an der TU München sowie die GEVAS Software GmbH beteiligt.

Travolution besteht aus zwei Teilprojekten: Im ersten wurde ein neuer evolutionärer Algorithmus zur Optimierung der Ampelsteuerung entwickelt. Das System wird zunächst an 46 Ampeln im Stadtgebiet Ingolstadt angewendet. Dabei soll eine Software online das gesamte Ampelnetzwerk optimieren, so dass sich die Haltezeiten der Autos deutlich reduzieren. Im zweiten Teilprojekt „Der informierte Fahrer“ wurden drei Ampeln mit WLAN-Kommunikationsmodulen ausgestattet, die den Zeitpunkt der nächsten Grünphase an den Bordcomputer des Automobils senden. Audi stellte dafür zwei Versuchsfahrzeuge zur Verfügung. Über das Audi-Infotainmentsystem MMI erfährt deren Fahrer die passende Geschwindigkeit, um die Kreuzung ohne Stopp zu überqueren.

Kernstück der verkehrsadaptiven Netzsteuerung ist die GEVAS-Software „Balance“, die auf genetischen Algorithmen beruht. Wie in der natürlichen Evolution entwickeln sich die besten Steuerungen im Verkehrsnetz laut GEVAS durch Auslese und Mutation. In Ingolstadt wird so alle 5 Minuten eine Ampelschaltung errechnet, die bestmöglich an die Verkehrslage angepasst ist. Danach sollen die Wartezeiten an roten Ampeln um 21 Prozent vermindert werden, in der abendlichen Rush-hour sogar um ein gutes Drittel.

Ampeln in ihrer einfachsten Form sind fest programmiert. Der nächste Schritt besteht darin, Detektoren in die Fahrbahn einzulassen, um die Ampelschaltungen dem Verkehrsaufkommen anzupassen – allerdings nach wie vor anhand vorgegebener Muster. Travolution geht noch weiter: Hier sind alle Ampeln mit einem Zentralrechner verbunden, der von diesen alle fünf Minuten Informationen erhält. Aus diesen Daten wird dann eine optimal auf den Verkehr abgestimmte Schaltung für alle Ampeln berechnet und an sie zurückgesendet, das System optimiert sich sozusagen selbst.

Hochgerechnet auf ein Jahr ergibt sich dadurch in Ingolstadt eine Spritersparnis von rund 700.000 Liter, oder in CO2 ausgedrückt 1600 Tonnen weniger Kohlendioxid, hat GEVAS errechnet. Die volkswirtschaftlichen Einsparungen sollen pro Jahr rund eine Million Euro betragen. Kein Wunder, dass das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie das Projekt fördert und bereits an Folgeprojekte gedacht wird. (ggo)