Trotz Krise meldet Opel volle Auftragsbücher

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Von
  • ggo

Als Ende letzter Woche die Insolvenz von Opels schwedischer Schwestermarke Saab bekannt wurde, war zwar bereits klar, dass auch Opel Probleme hat, doch die Spekulationen über eine drohende Zahlungsunfähigkeit kamen doch etwas überraschend. Nun versucht Opel, mit Zahlen gegenzuhalten: Die Sympathie für die Marke sei weiter ungebrochen, Opel freue sich über den besten Auftragseingang seit fünf Jahren. Allein am letzten Wochenende wurden demnach über 2000 neue Kaufverträge für Opel-Fahrzeuge geschrieben. Im Februar erwartet das Unternehmen mehr als 40.000 Verkäufe, das sei der beste Monat seit fünf Jahren.

Wie lang diese Freude anhält, ist offen, denn natürlich spielt der Sondereffekt „Umweltprämie“ dabei eine große Rolle. Das Handelsblatt schrieb heute, dass seit Einführung der Prämie bereits 220000 Kaufverträge unterschrieben worden seien. Und laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Eschborn sind nach heutigem Stand schon 104.840 von 600.000 möglichen Anträgen eingegangen.

Dass es nach dem Ende der Verschrottungseuphorie so weiter geht, ist kaum zu erwarten, selbst dann nicht, wenn bis dahin die Wirtschaft wieder in Fahrt kommt. Das zeigt zum Beispiel die Situation von VW, die auf den ersten Blick widersprüchlich wirkt: So soll das Unternehmen laut Handelsblatt innerhalb einer Woche 38.000 Autos verkauft haben, Opel übrigens 19.000, Skoda 20.000 und Peugeot 24.000. Andererseits ist ein Teil der VW-Belegschaft diese Woche in Kurzarbeit. Der Autobauer rechnet für 2009 mit mindestens 10 Prozent weniger verkauften Pkw im Vergleich zum Vorjahr – trotz Umweltprämie.

Zurück zu Opel, wo man sich auch über den Erfolg des neuen Insignia freut. Am Wochenende habe sich der Auftragseingang europaweit auf über 70.000 Fahrzeuge aufsummiert. Das Insignia-Werk in Rüsselsheim läuft auf Hochtouren, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, so Opel. Appell und Adressat sind offenkundig: Der Laden brummt, und das nicht nur bei den Kleinwagen. Denn die Politik ist offenbar innerhalb weniger Tage zum Ergebnis gekommen, dass Opel aus eigener Kraft nicht mehr lange durchhält. Nach einem Bericht der Financial Times gebe es einen Kapitalbedarf von 3,3 Milliarden Euro, eine Staatsbürgschaft gelte mittlerweile als unausweichlich. Bereits am Freitag soll das Management dem Opel-Aufsichtsrat einen Überlebensplan vorlegen, berichtet das ZDF. Dieser wäre dann die Grundlage für ein Sanierungskonzept, das die Regierung von Opel fordert, um Staatshilfen überhaupt zu erwägen.

Wenn es nach Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) geht, sind die Bedingungen dafür streng. Für staatliche Hilfen müssten grundsätzlich „ganz klare Kriterien angelegt werden, auf deren Grundlage wir dann entscheiden“, sagte er heute im ZDF-Morgenmagazin. Dazu zähle, dass das Unternehmen vor der Krise gesund gewesen sei, ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept für die Zukunft habe und keine Jobs zulasten anderer Arbeitsplätze gerettet würden. Bereits die erste Hürde ist für Opel schwierig zu nehmen, denn im Verbund mit GM kann von einem gesunden Unternehmen schon lange nicht mehr die Rede sein. Wieviel Substanz Opel und Vauxhall zu bieten haben, wird sich erst nach einer Trennung von GM zeigen. (ggo)