Wo eine Abwrackprämie sinnvoll wäre

Seit 2016 bekommen Zweitakt-Motorroller zwar keine Zulassung mehr, in den Städten sind sie aber immer noch weit verbreitet. Es wird Zeit, dass sich das ändert.

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Von
  • Gregor Honsel

Es ist nun erfreulicherweise doch nicht zu einer Kaufprämie für Autos gekommen. Dabei gäbe es einen Bereich, wo eine Abwrackprämie wirklich angebracht wäre: Bei Zweitakt-Motorollern. Sie erzeugen für lächerlich wenig Leistung lächerlich viel Lärm und Dreck. Eine Studie des Paul Scherrer Instituts kam bereits 2014 zum Ergebnis, dass Zweitakter eine „dominante Quelle der Luftverschmutzung in vielen Städten“ seien. Obwohl sie nur einen kleinen Teil der Fahrzeugflotte stellen, können sie einen „tausendfach höheren Ausstoß als andere Fahrzeugklassen an organischen Aerosolen und Aromaten“ verursachen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Ein Teil des Treibstoffs durchquert den Zylinder unverbrannt, weil es keine sauber getrennten Takte für Ansaugen, Verbrennen und Ausstoßen gibt.

Spätestens mit dem Inkrafttreten der Euro-4-Norm für Krafträder 2016 bekommen Zweitakter praktisch keine Zulassung mehr. Doch gefühlt knattern immer noch genauso viele Zwiebacksägen durch die Städte wie eh und je. Hier hätte eine Abwrackprämie einen so großen Hebel wie wohl nirgends sonst: Erstens verursachen die Zweitakt-Motorroller im Verhältnis zu ihrer Transportleistung überproportional viele Emissionen; zweitens gibt es längst ausreichend gleichwertige elektrische Alternativen; drittens käme eine Prämie auch deutschen Herstellern wie Bosch zugute.

Wie genau eine solche Umtauschprämie ausgestaltet werden müsste, müsste sich die Bundesregierung nicht einmal selbst ausdenken. Seit 2016 bietet die Stadt Tübingen ein solches Programm an. Die Förderhöhe ist gestaffelt nach Baujahr beziehungsweise Schadstoffklasse und beträgt 200 bis 500 Euro. Bis jetzt haben 63 Bürger das Angebot angenommen. Klingt nicht nach viel. „Wir sind aber eigentlich ganz zufrieden“, sagt Karolina Glowacka von der Stadt Tübingen. „Es kommen immer noch neue Anfragen rein.“ Stuttgart legt ein ähnliches Programm auf.

Abgesehen davon sind elektrische Vehikel zwischen 250 Watt und 11 Kilowatt ohnehin ein viel zu stiefmütterlich behandeltes Segment, wie ich hier bereits argumentiert habe. Das Bundesverkehrsministerium hat zwar schon die Führerscheinregelung gelockert – was ich nur so mittelgut finde – aber beim Thema Förderung herrscht offenbar wieder die übliche Autofixiertheit. Die Stadt München etwa fördert zwar selbst elektrische Kleinfahrzeuge, aber wozu soll ein großer Geldausgebegipfel gut sein, wenn die kleinen, aber effizienten Maßnahmen, wie der Spiegel berichtet, nicht einmal zur Sprache kommen?

(grh)