Große App-Anbieter laufen Sturm gegen Apple-Provision

Apples hohe Gebühren sorgen für ein schlechteres Geschäft und höhere Preise, kritisieren die Anbieter von Tinder und Fortnite, zwei der umsatzstärksten Apps.

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App Tinder

Logo der App Tinder auf einem Smartphone. Seit 2016 dürfen in Russland die Behörden auf Daten per Gesetz zugreifen, wenn sie kriminelle Machenschaften vermuten oder einem Terrorverdacht nachgehen.

(Bild: dpa, Franziska Kraufmann/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.

Das EU-Kartellverfahren gegen Apple hat neuen Wind in die Debatte über den Zwang zur Integration der Bezahlschnittstelle des iPhone-Konzerns gebracht. Weitere Großunternehmen haben erstmals öffentlich gegen Apple Stellung bezogen und die Provision von bis zu 30 Prozent für den Vertrieb digitaler Dienste in Apps moniert.

Der iPhone-Konzern sei zwar "ein Partner", zugleich aber auch eine "dominante Plattform", deren willkürliche Regeln die Preise für Apps in die Höhe treiben, wie die Match Group in einer Stellungnahme gegenüber Axios erklärte. Mit dem Zwang zur Verwendung der In-App-Bezahlschnittstelle für digitale Dienstleistungen schröpfe Apple ganze Branchen – von Video-Streaming über Gaming bis hin zu Online-Dating. Match Group ist der Mutterkonzern mehrerer bekannter Dating-Apps, darunter Tinder, das als eine der umsatzstärksten Apps gilt. Das Unternehmen kritisiert auch, dass Apple die Provision nur für "digitale Dienste" veranschlagt – das sei nicht gerecht.

Gerade hatte auch der Anbieter eines neuen E-Mail-Dienstes den Vorwurf erhoben, Apple drohe mit Rauswurf der App, falls die Bezahlschnittstelle des iPhone-Herstellers nicht integriert werde. Ähnliche Vorwürfe hatte schon der Streaming-Dienst Spotify in der Vergangenheit gegen Apple erhoben, der im vergangenen Jahr eine Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht hatte – seit Dienstag läuft ein förmliches Kartellverfahren gegen Apple. "Wir sind uns der Macht, die Apple über uns hat, äußerst bewusst", merkt Match Group an.

Das Spielestudio Epic Games, das mit Fortnite eines der derzeit wohl populärsten und umsatzstärksten Spiele vertreibt, kritisierte zugleich Apples "App Store Monopol". Es schütze mit seinen "ausbeuterischen" Gebühren nur "Apples Profit und nicht die Sicherheit der Geräte", so Epic-Games-Chef Tim Sweeney gegenüber der Washington Post.

Große Dienste wie Netflix und Spotify haben Apples Bezahlschnittstelle schon vor längerer Zeit aus ihren Apps geworfen, um so keinen Aboumsatz mehr an den iPhone-Konzern abtreten zu müssen. Ihnen ist nach Apples Regelwerk allerdings auch untersagt, auf externe Möglichkeiten zum Abschluss eines Abonnements hinzuweisen – sowohl in ihren Apps als auch in "genereller Kommunikation". Andere Apps reichen Apples Provision direkt an den Endkunden durch, das Abo ist in der iPhone-App dann teurer als etwa bei Abschluss über die Webseite.

Die Option zur Entfernung von Apples Bezahlschnittstelle haben allerdings nur sogenannte "Reader-Apps", die Zugriff etwa auf Medieninhalte wie Videostreaming geben. Plattformübergreifende Apps, die sich an Endkunden wenden – wie etwa der E-Mail-Dienst Hey – müssen allerdings Apples Bezahlschnittstelle integrieren, wenn sie auch außerhalb der iOS-App ein Abo anbieten.

(lbe)