Digitale Bildung: "Der Wumms muss in den Sommerferien kommen"

CDU-Netzpolitiker Tankred Schipanski fordert, Lehrer während der Sommerpause zu Digitalkursen zu verdonnern, um das schulische "Corona-Desaster" zu stoppen.

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Digitale Bildung: "Der Wumms muss in den Sommerferien kommen"

Jetzt könnte so mancher seinen QR-Scanner zücken, um herauszufinden, wer, wie, was sich hinter dem Code verbirgt – oder doch nur eine Kuh.

(Bild: sicher-im-netz.de)

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Tankred Schipanski, Digitalexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, fordert, Lehrer sollten sich in den nächsten Monaten fit für digitale Kursangebote machen. "Der Wumms muss in den Sommerferien kommen", betonte der Abgeordnete am Donnerstag im "Jahresgespräch" des Vereins "Deutschland sicher im Netz" (DsiN) in Berlin. Schipanski rief die Kultusministerkonferenz der Länder auf, sich schnell dafür zusammenzusetzen.

Technisch sei mit E-Learning schon vieles machbar, Plattformen dafür seien ausreichend vorhanden. Lehrer wüssten aber nicht, wie sie damit umgehen sollten. Viele Schulpädagogen seien Beamte, da könne die Verwaltung anordnen, "dass sie dieses und jenes Modul machen", meint Schipanski. Dann sollten die Kultusminister die Lehrpläne auf einen sachgerechten Umgang auf die Informations- und Wissensflut ausrichten und digitale Lernangebote zertifizieren.

"Das größte Hemmnis in der Digitalisierung ist der Föderalismus", meinte Schipanski, der eine "Abwehrhaltung der Länder" sieht. Es gebe zwar einige MINT-EC-Schulen mit guter Breitbandanbindung und Online-Lehrmaterialien, aber kein flächendeckendes gutes digitales Angebot in dem Sektor. Der Bund gebe bereits freiwillig ohne die eigentliche Kompetenz viel Geld aus, um die Misere zu beenden.

Schipanski zeigte sich enttäuscht über den schlechten Mittelabfluss aus dem Breitbandförderprogramm, das sich gezielt auch an Ausbildungsstätten richte. Das gleiche gelte für den milliardenschweren Digitalpakt Schule, aus dem die Gelder ebenfalls nur langsam abgerufen würden. Mit der HPI-Schulcloud habe das Bundesforschungsministerium ebenfalls "vorgelegt". Manche Schulen verböten deren Einsatz aber und arbeiteten an eigenen Lösungen, was die Kleinstaaterei nicht abstelle.

Das Stichwort Datenschutz sei eine Ausrede, um sich vor Digitalisierung zu drücken, meint Schipanski. Die thüringische Datenschutzbehörde habe hier zwar Verfahren gegen Lehrer angedroht. Es gebe aber keinen Zweifel daran, dass die monierten Angebote der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprächen. Nötig sei aber eine "zentrale Einschätzung, wann etwas datenschutzrechtlich zulässig ist", unterstrich Schipanski

Als "Herausforderung für alle, die nicht zu den Digital Natives gehören", bezeichnete Digitalstaatssekretärin Dorothee Bär die Zwangsumstellung auf Online-Lernen während des Lockdowns. "Wir brauchen feste Prozesse für ein digitales Bildungswesen." Etwas mehr Optimismus verbreitete Justizstaatssekretärin Rita Hagl-Kehl. Das Geld aus dem Digitalpakt "ist angekommen, es werden Endgeräte gekauft". Der Bund versuche hier, zumindest bei der Hardware viel anzuschieben. Professoren hätten allerdings mitunter zwei Monate gebraucht, "bis sie mal eine Vorlesung online stellen konnten".

(anw)