iPhone mit begrenzter Ad-ID: Werbebranche befürchtet Erdbeben

iOS 14 erschwert mit neuen Datenschutzfunktionen das Tracking durch Apps. Werbeanbieter sehen eine "tektonische Verschiebung".

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iPhone

(Bild: dpa, picture alliance / dpa)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Anti-Tracking-Funktionen in iOS 14 könnten den Markt für digitale Werbung rund um Apps auf den Kopf stellen: Werbefirmen befürchten, durch Apples Änderungen gewissermaßen zum Blindflug gezwungen zu werden, da der App-übergreifende Einblick in Nutzergewohnheiten erschwert wird und die Effektivität von Werbekampagnen sich nicht mehr richtig messen lässt.

Apps müssen in iOS 14 für Tracking erst Zustimmung des Nutzers einholen.

(Bild: Apple)

iPhone-Nutzer müssen einem Tracking durch Apps künftig nämlich erst zustimmen, wie Apple am Rande seiner Entwicklerkonferenz WWDC in der vergangenen Woche ankündigte. iOS 14 umfasst Neuerungen, die heimliches Tracking durch Apps unterbinden sollen. Dazu gehört auch, dass Apps nicht länger einfach auf die in iOS eingebettete Ad-ID (Advertising Identifier, IDFA) zugreifen können, um etwa personalisierte Werbung auszuliefern – und Werbefirmen tieferen Einblick zu geben.

Eine Tracking-Zustimmung dürfte nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Nutzer geben, heißt es aus der Werbebranche – Apple "töte" die Ad-ID mit diesem Schritt zwar nicht, mache sie aber praktisch "nutzlos". Bisher haben Apps freien Zugang zur Ad-ID, wenn der Nutzer das nicht manuell in den Einstellungen abschaltet (das ist unter Datenschutz / Werbung / "Ad-Tracking beschränken" möglich). Datenschützer kritisieren seit längerem, dass die Möglichkeit zum App-Tracking in iOS bislang offensteht. Nur die Hälfte der iPhone-Nutzer wisse überhaupt, dass es die Ad-ID gebe, monierte zum Beispiel die Mozilla Foundation im vergangenen Herbst.

Der Branche stehe nun eine "tektonische Verschiebung" bevor, wie der Manager einer Werbefirma gegenüber dem Magazin Ad Age erläuterte, manche Geschäftsmodelle würden unmöglich, andere müssten neu erfunden werden.

Werber gehen davon aus, dass Apples eigenes Werbegeschäft in Gestalt der App-Store-Ads durch den Schritt gestärkt wird, auch eine Schnittstelle des Konzerns für Werbenetzwerke dürfte an Bedeutung gewinnen: SKAdNetwork soll es für Werbetreibende weiterhin möglich machen, den Erfolg einer Kampagne für App-Installationen zu messen und zugleich den Datenschutz zu wahren. Die Technik übermittelt weder "Nutzer- noch Geräte-spezifische Daten" an Werbenetzwerke, so Apple.

Mit einer in den Browser Safari integrierten Anti-Tracking-Funktion sorgte Apple bereits für Tumult in der Online-Werbebranche. Künftig zeigt der Browser dem Nutzer auch eine Übersicht, welche Tracking-Aktivitäten unterbunden wurden. Die restriktivere Standortfreigabe in iOS 13 setzte zudem ortsbasierte Werbeanbieter unter Druck.

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