E-Auto auf dem Land: Überschlagszahlen – Teil 11

TR-Redakteurin Jo Schilling testet, ob sich Elektrofahrzeuge auch in ländlichen Regionen sinnvoll nutzen lassen. Diesmal rechnet sie durch, ob sich das lohnt.

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E-Auto auf dem Land: Auswärts laden

(Bild: Soonthorn Wongsaita/Shutterstock.com)

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E-Auto auf dem Land

(Bild: 

Nissan

)

TR-Redakteurin Jo Schilling wohnt auf dem Land – so richtig "Land". Ein E-Auto scheint sich dort nicht so recht anzubieten, dennoch wagt sie das Experiment. Sie nimmt teil am Forschungsprojekt "i-rEzEPT". Zwei Fraunhofer-Institute, Bosch und Nissan wollen dabei untersuchen, wie gut sich ein Elektroauto als Batteriespeicher für die Solaranlage auf dem heimischen Dach eignet. Hier berichtet sie über ihre Erfahrungen – von der Installation der Anlage bis zum bidirektionalen Laden.

Inzwischen sind wir seit gut drei Monaten sowohl mit unserer Solaranlage am Netz als auch mit dem Projekt-Stromer auf der Straße unterwegs. Da das eigentliche Projekt „i-Rezept“ zum intelligenten bidirektionalen Laden nach wie vor nicht gestartet ist (wir haben tatsächlich bis heute keine Wallbox in der Garage hängen – von intelligenter Ladetechnologie, die in dieser Wallbox verbaut werden wird, ganz zu schweigen), setzen wir uns selbst diese Vierteljahresmarke für einen internen Blick auf unsere Zahlen. Natürlich waren die vergangenen drei Monate sehr sonnenreich, die Tage lang, die Temperaturen moderat. Sprich: optimal für den Betrieb eines E-Autos, das mit selbst erzeugter Solarenergie getankt wird. Aber da es unsere Bilanz ist und nicht die eines Forschungsinstituts, erlauben wir uns, uns an den guten Voraussetzungen zu freuen und rechnen trotzdem.

Unser Wechselrichter hat seit Inbetriebnahme knapp 4400 Kilowattstunden Solarstrom von unserem Dach „gewechselt“. Davon haben wir etwa 3000 Kilowattstunden (kWh) Strom ins Netz eingespeist und für jede kWh 9,7 Cent erhalten. 1400 kWh haben wir selbst verbraucht. Noch einmal die gleiche Menge Strom haben wir unserem Netzbetreiber als Öko-Strom zu 30 Cent pro kWh abgekauft. Unser Verbrauch in diesen gut drei Monaten beläuft sich also auf etwa 2800 kWh.

Das Auto laden wir per „manueller Ladesteuerung“: Die Sonne scheint – Stecker rein. Die Sonne geht unter – Stecker raus. (Beziehungsweise die digitale Variante über die Begleit-App, mit der der Ladevorgang gestartet oder unterbrochen werden kann.) Nur wenn es am nächsten Tag wirklich voll sein muss – etwa weil ich zur Arbeit fahre – laden wir auch nachts.

Nun zum Auto. Der Leaf hat inzwischen knapp 7000 Kilometer auf dem Tacho und seine interne Statistik sagt, dass wir mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 17 kWh pro 100 Kilometer unterwegs sind. Ungefähr 95 Prozent des verfahrenen Stroms stammt aus unserer Steckdose und nicht von fremden Ladesäulen, also etwa 1150 kWh. Das bedeutet, dass wir von unseren verbrauchten 2400 kWh Strom knapp 1600 für den Haushalt genutzt haben. Dieser üppige Stromverbrauch liegt nicht an stromfressenden Hobbies oder einem durchelektrifizierten Haushalt, sondern daran, dass wir uns dafür entschieden haben, unsere Warmwasserbereitung über Durchlauferhitzer, zu reaktivieren.

Als wir noch eine alte Ölheizung hatten, haben wir die Heizung im Sommer ganz ausgestellt und Wasser über diese Durchlauferhitzer erwärmt. Mit einer neuen Niedertemperatur-Gasheizung hatten wir sie dann aus dem Betrieb genommen. Meist duschen wir jedoch, wenn morgens die Sonne noch nicht scheint oder abends, wenn sie bereits wieder untergegangen ist. Für warmes Wasser von fossilem Erdgas auf Ökostrom umzusteigen war jedoch eine bewusste Entscheidung und kostet dann eben.

Für den eingespeisten Strom haben wir über die drei Monate etwa 290 Euro Vergütung von unserem Stromversorger erhalten und im Gegenzug für die gleiche Menge 420 Euro gezahlt. Unsere Nettostromkosten belaufen sich also auf knapp 130 Euro für die vergangenen drei Monate. Wir könnten auch noch die Ersparnis durch den Eigennutzungsanteil, für den wir keine 30 Cent pro kWh bezahlt haben, hineinrechnen. Und durch unsere „manuelle Ladesteuerung“ nutzen wir eigentlich nur wenig von dem gekauften, sondern zu etwa 80 Prozent den selbst erzeugten Strom für das Auto.

Aber wir vereinfachen die Rechnung stark und sagen: Durch unseren „Energiemix“ aus 50 Prozent Bezug vom Stromanbieter und 50 Prozent vom Dach, kostet uns die Kilowattstunde im Durchschnitt 15 Cent. Mit den 1150 kWh, die der Stromer bisher verbraucht hat, kämen wir so auf „Sprit-Kosten“ von 2,4 Cent pro Kilometer – oder, um es auf die vertrauteren Verbrenner-Einheiten zu bringen: 2,46 Euro auf 100 Kilometer. Das kann sich sehen lassen.


Wie es weitergeht, lesen Sie am nächsten Dienstag, 7.7., an dieser Stelle. (bsc)