VW und SAP boykottieren Facebook-Werbung

Puma und Henkel tun es: Sie schalten keine Werbung mehr auf Facebook, weil dort Hasskommentare überhandnehmen. Auch VW und SAP wollen mitziehen.

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VW und SAP boykottieren Facebook-Werbung

(Bild: TY Lim/Shutterstock.com)

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Volkswagen und SAP wollen ebenso wie Beiersdorf künftig keine Werbung mehr auf Facebook schalten. Damit gehören sie neben Puma und Henkel zu den ersten deutschen Großunternehmen, die sich dem weltweiten Werbeboykott des Sozialen Netzwerks anschließen – vorerst, wie es beim Handelsblatt heißt.

Volkswagen und SAP bemängeln wie auch andere Unternehmen, die sich der Kampage #StopHateForProfit angeschlossen haben, den laxen Umgang Facebooks mit Hasskommentaren. Facebook soll dazu bewegt werden, stärker gegen solche Postings vorzugehen als bisher. Ausbleibende Werbeeinnahmen, über die sich Facebook vornehmlich finanziert, sollen entsprechenden Druck auf Facebook-Chef Mark Zuckerberg ausüben, der sich – trotz Protests eigener Mitarbeiter – zunächst uneinsichtig gezeigt und Änderungen aufgrund des Rechts auf freie Meinungsäußerung abgelehnt hatte. Facebook verdient rund 18,5 Milliarden US-Dollar pro Jahr mit Werbeeinnahmen.

Bisher hat die von Bürgerrechtsorganisationen ins Leben gerufene #StopHateForProfit-Kampagne mehr als 240 Unterstützer weltweit, darunter nun auch die ersten deutschen Firmen. Gegenüber dem Spiegel sagte Volkswagen, dass VW für "ein offenes und gleichberechtigtes Miteinander" stehe. "Ein Umfeld von Falschmeldungen oder Hassbotschaften ist daher für uns nicht akzeptabel.“ Im Juli wolle das Unternehmen deshalb keine Anzeigen mehr auf Facebook schalten. Das gelte für alle Marken des Konzerns. Volkswagen-Partner, wie beispielsweise VW-Autohäuser, die ihre Anzeigen selbst und nicht wie die Marken zentral schalten, würden jedoch eigenständig handeln und könnten weiterhin Werbung auf Facebook buchen, heißt es beim Spiegel weiter. Volkswagen war bisher schon indirekt an der Kampagne beteiligt. Nach Informationen des Handelsblatt gehöre die Anti-Defamation League zu den Mitorganisatoren der Kampagne.

SAP positioniert sich ähnlich wie VW. Dem Handelsblatt sagte der größte europäische Softwarekonzern, dass die Teilnahme an dem Boykott "ein wichtiger Bestandteil unseres Einsatzes für soziale Gerechtigkeit und Gleichstellung" ist. Das Unternehmen hinterfrage deshalb die eigene Rolle auf Plattformen, "die systematisch die Verbreitung von Hass und Rassismus fördern". SAP stoppt demnach sämtliche Werbung auf Facebook und Instagram auf unbestimmte Zeit.

Dass der weltweite Boykott bereits Wirkung bei Facebook und auch seinem Chef Mark Zuckerberg zeigt, wird immer deutlicher. Am Freitag hatte Zuckerberg neue Regeln angekündigt. Demnach soll auf Facebook künftig keine Werbung mehr geschaltet werden können, die bestimmte Ethnien oder Menschen spezieller sexueller Orientierung oder anderen Geschlechtsidentitäten als gefährlich diffamieren.

Auch soll auf dem Netzwerk stärker gegen Postings, die zu Gewalt aufrufen, vorgegangen werden – gerade auch vor dem Hintergrund der anhaltenden Rassenhetze nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd. Solche Posts würden genauso gelöscht, wie Beiträge, die Menschen von Wahlen abhalten sollen. Dabei spiele es keine Rolle, wer dies poste, auch wenn es sich dabei um den Präsidenten der USA handele. Wenn US-Präsident Donald Trump gegen die Regeln verstoße, werden seine Posts, wie es Twitter bereits getan hat, markiert oder gegebenenfalls gelöscht. Erst kürzlich hatte Facebook eine Werbeanzeige Trumps von der Plattform entfernt, die ein NS-Symbol verwendete.

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Als eine erste größere Reaktion auf den zunehmenden weltweiten Werbeboykott kann auch die Aktion Facebooks angesehen werden, die das Unternehmen am Dienstag gegen die rechtsextremistische Boogaloo-Bewegung in den USA unternommen hatte. Facebook stufte die regierungsfeindliche Gruppe als "gefährliche Organisation" ein und löschte 220 Facebook-Accounts und 95 Instagram-Konten. Außerdem wurden in dem Zusammenhang 400 Gruppen und 100 Seiten entfernt.

Mittlerweile hat Facebook einen Kundenbeirat gegründet, heißt es beim Handelsblatt. Offenbar will Facebook damit seine Kunden besänftigen. Wie es in dem Bericht heißt, habe Facebook bei der Gründungssitzung deutlich gemacht, dass es schon immense Anstrengungen gegen Hassrede und andere Inhalte, die gegen die Regeln des Netzwerks verstoßen, unternehme.

(olb)