Houston, Houston, wir haben ein Problem…
Auf den ersten Blick wirkt das Konzept von Weltraumwaffen lächerlich. Aber die Pointe könnte uns im Hals stecken bleiben.
Was haben wir gelacht, als US-Präsident Trump im vergangenen Herbst verkündete, die USA werde eine „Space Force“ - eine Weltraumstreitmacht - aufstellen. Aber die Geschichte erweist sich als weniger witzig, als zunächst angenommen. Denn seit Jahren wächst ein immer dichteres Netz an Klein- und Kleinstsatelliten im Orbit, die Internet in entlegene Weltgegenden bringen, und ein Ausmaß an Weltbeobachtung ermöglichen, das bisher nur einem kleinen, exklusiven Club an Nationen vorbehalten war.
Folglich gewinnt die Frage an Bedeutung, wer da oben eigentlich das Sagen hat - den der kann nicht nur möglicherweise seinen Feinden den Informationshahn abdrehen, sondern diktiert auch die Bedingungen, unter denen andere ihr Geld verdienen. Nur logisch also, dass sich der kalte Krieg auf der Erde im All kürzlich kräftig erwärmt hat, als die USA den Russen vorwarfen, eine Anti-Satelliten-Waffe gestartet zu haben - einen kleinen Satelliten, der mit 140 Meter pro Sekunde um die Erde kreist, und andere Satelliten mit dieser enormen kinetischen Energie zerstören könnte.
Zwar verbietet der Weltraumvertrag von 1967 die Stationierung von Waffen im Weltraum. Aber ist ein Satellit, der mit anderen Satelliten kollidieren könnte, eine Waffe? Und was passiert, wenn ein Staat gegen diesen Betrag verstößt? Ist es dann legitim, dessen Weltraumwaffen anzugreifen?
Fragen über Fragen, die jedoch nicht nur rein theoretischer Natur sind. Denn jeder zerstörte Satellit erhöht die Dichte an Weltraumschrott, der um die Erde kreist. Überschreitet die eine kritische Schwelle droht das so genannte „Kessler Syndrom“ - eine Kettenreaktion von Kollisionen, die alle Objekte zerstören, die um die Erde kreisen.
Wer mit Anti-Satellitenwaffen zündelt, muss also wissen, dass er auf einem Haufen Benzinfässern sitzt. Nicht zuletzt deshalb versucht wohl eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern im Woomera Project praktische Handlungsanweisungen für Weltraumkonflikte aus dem Völkerrecht zu destillieren - analog zum Tallinn-Handbuch, das - inoffiziell - Verhaltensweisen im Fall eines Cyberkrieges definiert. Der Legende nach sollen die Gallier ja Angst davor gehabt haben, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Mittlerweile klingt das gar nicht mehr so irrational.
(wst)