Greenpeace: "Verbrennungsmotoren bis 2040 von der Straße"

Ein Klimaziele-Plan der EU heizt die Diskussion über Verbrennungsmotoren neu an. Umweltschützern geht er nicht weit genug, die Autobranche lehnt ihn ab.

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Neuer EU-"Klimazielplan" heizt Diskussion über Verbrennungsmotoren an

(Bild: Clemens Gleich)

Lesezeit: 3 Min.
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  • mit Material der dpa
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Einer aktuellen Greenpeace-Studie zufolge soll der Verkauf thermodynamisch angetriebener Auto bis 2028 enden und bis 2040 alle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren von Europas Straßen verbannt werden.

Hintergrund ist ein neuer EU-"Klimazielplan", nach dem laut einem internen Papier der EU der CO2-Ausstoß (ein anderes Maß für den Kraftstoffverbrauch) bei Autos pro Kilometer von 2021 bis 2030 um 50 Prozent sinken müsste. Die Umweltschützer drängen die EU-Kommission zu noch ambitionierteren Zielen, während die Autoindustrie das neue Ziel unbedingt verhindern möchte.

Greenpeace gibt zu bedenken, dass die Treibhausgas-Emissionen der meisten Wirtschaftssektoren zuletzt zurückgegangenen seien – bis auf die aus dem Verkehr. Sie liegen laut Studie 28 Prozent höher als 1990. Die Umweltorganisation schlägt vor, ÖPNV und Radwegenetz auszubauen, um Alternativen zum Auto zu schaffen. Auch die Bahn soll künftig eine zentrale Rolle spielen. Wirtschaftshilfen dürften nur in klimaschonende Produkte fließen. Die Autoindustrie habe nur dann eine Zukunft, wenn sie ihr Geschäftsmodell auf den Klimaschutz einstelle.

Eine Senkung der CO2-Werte bei Neuwagen um 60 Prozent sei bis 2030 technisch machbar und klimapolitisch notwendig, erklärte der Bund für Umwelt und Naturschutz. Wichtig sei darüber hinaus, dass die Angaben zum Kraftstoffverbrauch – anders als bisher – der Realität entsprächen und nicht geschönt würden.

Die deutsche Autobranche warnte angesichts ihrer Schwierigkeiten dringend vor einer weiteren Verschärfung. Der Verband der Automobilindustrie wies die Pläne zurück. "Wir stehen zu den bestehenden, sehr ambitionierten Kohlendioxid-Zielen für Pkw und leichte sowie für schwere Nutzfahrzeuge bis 2030", sagte ein VDA-Sprecher am Samstag. Diese erforderten bereits enorme Investitionen. Eine weitere Zielverschärfung würde den dramatischen Konjunktureinbruch und die Folgen der Krise durch die Covid-19-Pandemie nicht berücksichtigen. Dies würde die Autoindustrie in Europa überfordern und zusätzlich Arbeitsplätze gefährden, argumentiert der VDA.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen will nächste Woche einen Vorschlag für ein drastisch verschärftes Klimaziel für 2030 machen. Nach dem "Klimazielplan" ihrer Behörde, aus dem die dpa zitiert, soll statt einer Senkung der EU-Treibhausgase um 40 Prozent ein Minus von 55 Prozent erreicht werden, jeweils im Vergleich zu 1990. Dazu hat die Kommission eine Machbarkeitsstudie erstellt.

Das bisherige Ziel bedeutet eine Senkung der CO2-Werte von Neuwagen bis 2030 um 37,5 Prozent. Verschärft die EU ihr Klimaziel, müsste dieser Wert nach oben korrigiert werden, wahrscheinlich auf über 50 Prozent. "Bis Juni 2021 wird die EU-Kommission die CO2-Standards für Autos und Vans überprüfen und stärken", heißt im "Klimazielplan", über den zuerst die Süddeutsche Zeitung berichtet hatte.

Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) unterstützt die EU-Kommission. Bei einem erhöhten Klimaziel müssten alle mitwirken, sagte sie den Funke-Zeitungen vom Wochenende: "Mit den zahlreichen und sehr umfassenden Fördermaßnahmen zur Elektromobilität, die wir als Bundesregierung jetzt bereitstellen, kann das auch gelingen."

(fpi)