Vorstellung: Jaguar F-Pace Facelift

Jaguar renoviert das SUV F-Pace. Neu sind Infotainment und eine Elektrifizierung fast aller Antriebe. An der Spitze steht künftig ein Plug-in-Hybrid.

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Jaguar F-Pace 2021

(Bild: Jaguar)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Was Volvo im Bereich "gefühlte Qualität" in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt hat, dürfte so mancher Konkurrenten neidvoll mitangesehen haben. Weiches Leder, feine Kunststoffe, edle Holzleisten, verpackt in ein kühles, eigenständiges Design – keine Frage, die Schweden in chinesischer Hand legen die Haptik-Messlatte verdammt hoch. Marken mit ähnlichem Anspruch wie etwa Jaguar wirkten diesbezüglich einen Schritt zurück. Jaguar hat seit dem in dieser Hinsicht etwas unglücklichen Start des F-Pace in den vergangenen Jahren mächtig nachgebessert, ein großer Schritt scheint nun im Rahmen einer Modellpflege gelungen.

Dafür hat Jaguar im Interieur des F-Pace gründlich aufgeräumt. Im Ergebnis wirkt es formal moderner als bisher. Statt eines integrierten Displays gibt es in der Mittelkonsole nun ein aufgesetztes Tablet mit einer Diagonale von 11,4 Zoll. Es soll "dreimal klarer" sein als der Vorgänger mit 10 Zoll, schreibt Jaguar. Das Bediensystem wurde ebenfalls überarbeitet und soll nun übersichtlicher sein. Dank einer vereinfachten Menüstruktur können User ausgehend vom Startscreen 90 Prozent aller alltäglichen Kommandos mit maximal zwei Eingaben oder weniger ausführen, heißt es im Beipackzettel.

Uns fiel in einigen Jaguar-Modellen eine vergleichsweise lange Boot-Phase auf. Offenbar nicht nur uns, denn Jaguar hat das neue Infotainmentsystem mit einer "eigenen Stromversorgung" (O-Ton Jaguar) versehen. Das heißt nichts anderes, dass das System mit dem Hochfahren schon beginnt, wenn das Auto aufgeschlossen wird – was die Idee nicht schmälern soll. Handys können nicht nur induktiv geladen, sondern auch tief eingebunden werden. Als Smartphone-Betriebssystem werden je nach Region Apple CarPlay, Android Auto und Baidu CarLife akzeptiert. Updates fließen Over-The-Air ins Auto. In diese Umgebung dem Basismodell noch ein Kombiinstrument mit realen Zeigern zu gönnen, ist eine eigenwillige Entscheidung. Mir gefällt das, die Mehrheit der Kunden wird das vermutlich anders sehen und den Aufpreis für das Display zahlen.

Jaguar F-Pace Facelift Innenraum (13 Bilder)

Das Armaturenbrett bekam eine neue Form. Der Bildschirm ist nun aufgesetzt und ...

Anders als in einigen Konkurrenten hat die Klimaautomatik hier noch ein eigenes Bedienfeld, ist also keine Unterfunktion des Infotainmentsystems – eine aus funktionaler Sicht sehr gute Entscheidung. Nicht neu ist die Idee, Fahrgeräusche mittels Gegenschall zu eliminieren, Ford baut das seit einigen Jahren beispielsweise in den Mondeo Hybrid (Test) ein. Im F-Pace gibt es das nur zusammen mit einem der Soundsysteme von Meridian.

Bei den Motoren blieb kaum etwas unverändert. Endlich stellt Jaguar auf die Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM um – alle F-Pace vor dieser Modellpflege erfüllen nur die Euro 6d-Temp und müssen somit in der EU bis Ende des Jahres erstmalig zugelassen werden. Rausgeworfen hat Jaguar auch die Option auf ein Schaltgetriebe – ja, das gab es im F-Pace bislang wirklich, wenngleich die Ausrüstungsquote vermutlich nur knapp über der Nachweisgrenze lag. Auch der Allradantrieb ist nun alternativlos.

Jaguar F-Pace Facelift Außendesign (8 Bilder)

Jaguar renoviert das SUV F-Pace. Das Design blieb nahezu unverändert.

Wie vielerorts wird nun auch bei Jaguar alles mal mehr, mal wenig elektrifiziert. Verschont blieb nur der Zweiliter-Benziner mit 184 kW (250 PS – Jaguar zeichnet ihn mit 249 PS aus, warum auch immer). Das Modellangebot zum Start Anfang 2021 sieht wie folgt aus:

Benziner Leistung in kW/PS Drehmoment Zylinder Preis ab (16 Prozent Mwst)
P250 184/250 365 4 56640
Mildhybrid-Benziner
P400 294/400 550 6 68790
Plug-in-Hybrid
P400e 297/404 640 4 68990
Mildhybrid-Diesel
D165 120/163 380 4 52800
D200 150/204 430 4 55590
D300 221/300 650 6 64070

Der Plug-in-Hybrid ist brandneu im F-Pace. Die Batterie hat einen Energiegehalt von 17,1 kWh, von denen sich 13,8 kWh nutzen lassen. Das soll für maximal 59 km rein elektrische Fahrt reichen. Geladen werden kann er an Wechselstrom zweiphasig mit 7 kW. Ungewöhnlich für ein Plug-in-Hybrid ist die Möglichkeit, ihn auch mit Gleichstrom aufladen zu können – immerhin 32 kW Ladeleistung sind hier möglich. Es gibt nicht viele Hersteller, die da mithalten können. Zum Vergleich: Mercedes verbaut im GLE 350de (Test) eine 31,2-kWh-Batterie (brutto), die sich gegen Aufpreis mit bis zu 60 kW laden lassen. Das ist derzeit die absolute Ausnahme, wie beispielsweise ein Blick auf den BMW X3 xDrive 30e zeigt. Dort ist bei 3,7 kW Ladeleistung das Maximum erreicht.

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In einer Hinsicht ähneln sich die Angebote dann aber doch: Die Systemleistung liegt 297 kW auch bei Jaguar in einem Bereich, der spontan vermuten lässt, dass Sparsamkeit nicht an allererster Stelle steht. Der E-Motor leistet 105 kW, die Leistung des Verbrenners nennt Jaguar nicht. Zur Erinnerung: Die System- ist nicht zwangsläufig die Addition beider Antriebsleistungen. Die weltfremden Verbrauchsangaben im WLTP hat Jaguar nicht zu verantworten. Kombiniert sollen es 2,4 Liter und 17,6 kWh auf 100 km sein. Tröstlich immerhin, dass über die zu erwartende Nutzungszeit der elektrisch zurückgelegte Anteil über den verbesserten Strommix stetig etwas weniger umweltschädlich wird.

Ein wenig Sand streut Jaguar den Kunden bei der Preisgestaltung in die Augen. Das Basismodell kann ab sofort für 52.800 Euro bestellt – inklusive 16 Prozent Mehrwertsteuer. Da der überarbeitete F-Pace aber erst ab Anfang 2021 ausgeliefert wird, darf die geneigte Kundschaft sogleich drei Prozent hinzuaddieren – im Falle des Basismodells sind das mal eben 1365 Euro. Die anvisierte Kundschaft wird daran nicht bankrottgehen, charmanter wäre es jedoch fraglos gewesen, ihr gleich zu sagen, was man schlussendlich in Rechnung stellen wird.

(mfz)