App-Store-Streit zwischen Epic und Apple wird sich ziehen

Die zuständige Richterin in San Francisco plant, den Prozess erst im Sommer 2021 beginnen zu lassen. Ohne Einigung gibt es kein "Fortnite" auf dem iPhone.

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«Fortnite Chapter 2»

Epic will mit "Fortnite" weniger App-Store-Gebühren zahlen.

(Bild: Ascannio/Shutterstock.com)

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Im großen Konflikt zwischen dem Spieleriesen Epic Games und dem iPhone-Hersteller Apple um App-Store-Provisionen und Entwicklerfreiheiten wird es zunächst nicht zu einem Urteil kommen. Der Prozess werde wohl nicht vor Juli 2021 starten, kündigte die zuständige Richterin Yvonne Gonzalez Rogers in einer Online-Anhörung am Montag an. Sie halte es für angemessen, die Entscheidung Geschworenen zu überlassen. Damit es soweit kommt, müssen die beiden Streithähne Epic und Apple diesem Zeitplan allerdings noch zustimmen.

Der Konflikt könnte am Ende beeinflussen, wie Apps auf Smartphones vertrieben werden – und wie viel Geld vom Kaufpreis Plattformen wie der App Store von Apple oder Googles Play Store dabei einbehalten dürfen. Apple ist hier besonders strikt und verbietet ein Sideloading von Apps ganz offiziell – während unter Android relativ einfache technische Möglichkeiten bestehen, den Play Store zu umgehen.

Der Streit zwischen Apple und Epic Games entbrannte, nachdem sich Epic nicht mehr an die seit mehr als einem Jahrzehnt geltende Vorgabe halten wollte, dass virtuelle Artikel in dem Spiel auf iPhones und iPads nur über das System der In-App-Käufe von Apple angeboten werden dürfen. Dabei behält Apple 30 Prozent des Endkundenpreises ein.

Nachdem der iPhone-Konzern Änderungen an den Geschäftsbedingungen ablehnte, bauten die Epic-Entwickler in der App die offiziell vertraglich verbotene Möglichkeit ein, die Artikel auch direkt bei Epic kaufen zu können. Dafür wurde im August eine versteckte Funktion in der Anwendung aktiviert, die Epic an den App-Prüfern von Apple vorbeigeschmuggelt hatte.

Noch am selben Tag warf Apple "Fortnite" unter Verweis auf den Regelverstoß aus dem App Store. Epic zog umgehend vor Gericht und warf Apple unfairen Wettbewerb vor. Apple verlangt in einer Gegenklage Schadenersatz. Epic versucht weiterhin, über eine einstweilige Verfügung in den App Store zurückzukehren.

Richterin Rogers brachte als Kompromissvorschlag ins Gespräch, dass bis zu einer Entscheidung die 30 Prozent nicht an Apple, sondern auf ein Treuhandkonto gehen sollten. Die Epic-Anwälte zeigten sich skeptisch, weil es nichts an der Wettbewerbsposition von Apple verändere. Die Richterin kritisierte Epic für die heimliche Einführung des eigenen Bezahlsystems. Zugleich stellte sie Apple die Frage, warum die Abgabe bei 30 Prozent liegen müsse – und nicht bei 10, 15 oder 20 Prozent.

Epic möchte neben einem Bezahlsystem seiner Wahl auch eine Art eigenen App Store auf der Plattform von Apple betreiben. Während auch andere App-Entwickler versuchen, Druck auf Apple und Google als Betreiber der großen Smartphones aufzubauen, hält der Internet-Konzern überraschend klar dagegen. Google erklärte am Montag, dass alle In-App-Käufe in seiner Download-Plattform Play Store über sein hauseigenes Bezahlsystem laufen müssen – bei dem die Abgabe von 30 Prozent fällig wird. Damit rückt Google näher zur Position von Apple – und dürfte Widerstand provozieren. Bei Apple verwirrt gleichzeitig, dass Videodienste eine Sonderlocke erhalten – sie müssen nur 15 Prozent Provision abgeben und dürfen spätere Downloads sogar über externe Zahlungsmittel abrechnen. (mit Material der dpa) / (bsc)