OpenOffice feiert Geburtstag, LibreOffice meint: Juchhei, wir wollen euren Namen

Zum Zwanzigsten des freien OpenOffice zeigt die Document Foundation, dass ihr der Community-Erfolg nicht alles ist: Der verlorene alte Name schmerzt noch immer.

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OpenOffice feiert Geburtstag, LibreOffice meint dazu: Glückwunsch, kommt zu uns.

Freiheit oder Freibier – mit OpenOffice kann man beides feiern.

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Vor zwanzig Jahren gab Sun erstmals OpenOffice frei und legte den Grundstein für den Erfolg des Open-Source-Pakets. Auch die Apache Foundation – der heutige Rechteinhaber – gratuliert sich selbst und feiert, dass die Software noch immer frei in beiderlei Hinsicht ist. Hoch die Tassen, es lebe die Freiheit!

Weniger willkommen dürften jedoch die Glückwünsche der Document Foundation sein, bekannt für das ebenfalls freie LibreOffice. Zwar sei OpenOffice ehedem ein tolles Paket gewesen und habe die Welt verändert, doch würden die Nutzer am Ende den Kürzeren ziehen, wenn sie ein neueres Projekt nicht kennen oder eine Marke bekannter als die andere sei.

Zwar sprechen die Autoren dies nicht explizit aus, doch ist der implizierte Vorwurf, dass OpenOffice nur vom Ruhm alter Tage lebe. LibreOffice ist in gewisser Weise tatsächlich die jüngere Alternative mit einem anderen Namen – erblickte das Projekt doch erst 2010 das Licht der Welt. Jedoch ist hier die Geschichte etwas komplizierter als der durchschnittliche Fork der Open-Source-Welt.

Ursprünglich 1985 als das proprietäre StarWriter gestartet, wechselte die Software erstmals 1999 den Besitzer mit der Übernahme des Entwicklers durch Sun Microsystems. Dessen Absicht war der interne Einsatz des mittlerweile StarOffice genannten Pakets. Als OpenOffice.org oder kurz OOo erfolgte ein Jahr darauf die Freigabe, StarOffice lebte angereichert mit proprietären Elementen auf dessen Basis weiter.

Im folgenden Jahrzehnt konnte OOo eine umfangreiche Community aus Entwicklern und Nutzern für sich gewinnen. Aber nachdem Sun im Jahr 2010 den Besitzer wechselte und Oracle an dem Paket nicht mehr interessiert schien, spaltete sich der Großteil der Community ab und gründete die Document Foundation.

Jedoch behielt Oracle die Rechte am Namen und so erschien die alternative Software-Suite im Januar 2011 erstmals unter dem Namen LibreOffice. Schon zum Start sah sich das Projekt allerdings explizit als legitimer Nachfolger von OOo an. Oracle selbst übergab OpenOffice im April 2011 der Apache Foundation, die es seitdem als Apache OpenOffice pflegt.

Wie gut das geschieht, steht jedoch zur Debatte. Die Document Foundation verweist zum Beispiel darauf, dass seit 2014 kein Major Release mehr erfolgt sei. Dies bezieht sich auf die Version 4.1.0, beim aktuellsten 4.1.7 aus dem Jahr 2019 handelt es sich in der Tat um ein reines Wartungs-Release. LibreOffice ist mittlerweile beim siebten Major Release angekommen und könnte aufgrund der Codebasis und seiner Abstammung denselben Geburtstag beanspruchen.

Nach eigenen Angaben kann sich das Projekt mit ganzen 15.000 Commits brüsten, OpenOffice käme bloß auf 595. Dennoch scheint die Document Foundation nicht zufrieden zu sein, denn sie unterstreicht, wie sehr der Name ihr ein Stachel im Fleisch ist: Zu viele Nutzer würden ausschließlich OpenOffice kennen und hätten von LibreOffice schlicht noch nie gehört.

In der Geburtstagspost unterstreicht die Document Foundation, dass Apache ihnen willkommen sei und sie gemeinsam an der Zukunft der Software arbeiten sollten. Worauf genau sie hierbei abzielen, erklärt die Stiftung nicht – jedoch betont sie ausschließlich den Wert der Marke OpenOffice. Mit ihr im Gepäck sollten neue Nutzer künftig erkennen können, dass mittlerweile ein besseres Paket existiere.

(fo)