Post aus Japan: Vom Düsenjäger zu Drohnen mit Brennstoffzelle

Der japanische Schwerindustriekonzern Mitsubishi Heavy hat gerade sein Passagierflugzeugprojekt gegroundet. Dafür heben seine Drohnen zu Langstreckenflügen ab.

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Eine Drohne von Prodrone.

(Bild: Prodrone)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling
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Der japanische Schiff-, Flugzeug- und Maschinenbauer Mitsubishi Heavy baut in der Coronakrise nun kleinere Fluggeräte. Gerade musste der Konzern sein nationales Prestigeprojekt, den Bau von Japans erstem größeren Passagierflugzeug seit dem zweiten Weltkrieg, vorerst stoppen und bilanztechnisch abschreiben. Denn mit COVID-19 brachen auch die Bestellungen ein, die unter den jahrelangen Verzögerungen des Projekts ohnehin gelitten hatten. Dafür rüstet der Konzern seine Drohnensparte auf.

Mit Modulen aus der Fighter- und U-Boottechnik sollen selbst ein kleiner Schwarm von Mini-Helikoptern über 1000 Kilometer gleichzeitig ferngesteuert werden können. Selbst bei Sturmböen von 108 Kilometern pro Stunde werden die Drohnen noch flugfähig sein, so der Plan. Für die Kommunikation zwischen Mensch und Flugmaschine werden sichere Internetverbindungen genutzt.

Mitsubishi Heavy ist nicht der einzige japanische Konzern, der um einen Platz am Himmel kämpft. Sony kündigte vorige Woche an, mit seiner neuen Marke Airpeak selbst größer in ein Geschäft einzusteigen, bei dem der chinesische Drohnenhersteller DJI rund 70 Prozent des Weltmarkts kontrolliert.

Doch während Sony auf Video- und Wartungsarbeiten für professionelle Anwender zu setzen scheint, zielt Mitsubishi Heavy eher auf professionelle Anwendungen mit größerer Reichweite, und dies zu Land, zur See und zur Luft. Coastitan hat das Unternehmen die eingetragene Marke für ferngesteuerte Flug-, Wasser- und Landfahrzeuge. Eine Zielgruppe ist laut Firmenunterlagen Japans Militär, das nach Wegen sucht, das mehr als 2000 Kilometer lange Inselkette personalsparend zu überwachen.

Die Idee zur Teledrohne debütierte voriges Jahr auf einer Messe und wurde dieses Jahr näher an die Markteinführung entwickelt. Der Großkonzern kooperiert dabei mit dem japanischen Drohnenstartup Prodrone. Dessen Mitgründer Kiyokazu Sugaki hat 35 Jahre lang für andere Firmen ferngesteuerte Drohnen und Helikopter entwickelt. Nun will er Drohnen bauen, die für andere Hersteller unmöglich sind.

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Inzwischen vertreibt das Unternehmen bereits Industriedrohnen, die Nutzlasten von 30 kg oder mehr handhaben können, oder mit Roboterarmen einfache Arbeiten verrichten können, zum Beispiel Stühle transportieren. Aber Sugaki denkt weit voraus und weltumspannend: "Unser Ziel ist es, eine Ära zu schaffen, in der Drohnenroboter mit voller autonomer Flugfähigkeit am Himmel rund um die Welt fliegen werden."

Die große Reichweite der Prodrone-Drohne deutet auf einen großen Unterschied zu den meisten erdnahen Fluggeräten hin. Während bei DJIs Drohnen aus Akkus gespeiste Elektromotoren für Auf- und Vortrieb sorgen, verwendet Prodrones handelsübliche PDH-GS120 einen Benzinmotor mit 120 Kubikzentimetern Hubraum. Mit einer Füllung des üblichen 8-Liter-Tanks kann die Drohne mit 15 kg Last zweieinhalb Stunden lang fliegen. So steht es wenigstens im Katalog.

Doch das Startup arbeitet daran, die Flugleistungen auch umweltfreundlicher zu erbringen. Gemeinsam mit dem nationalen Forschungsinstitut AIST und der Firma Azumitec, das Leichtbauteile für Autos und Motorräder entwickelt, stellte das Unternehmen eine kleine Festoxid-Brennstoffzelle (SOFC) vor, die an Bord einen Lithium-Polymer-Akku mit Strom versorgen könnte.

Im ersten Schritt spaltet die Brennstoffzelle ihren Wasserstoff aus Flüssiggas ab. Aber die Partner versprechen schon damit eine höhere Effizienz.

Die Unternehmen gehen davon aus, dass ihr Beispiel "voraussichtlich zur Entwicklung von SOFC-Anwendungen für eine Vielzahl von mobilen Fahrzeugen und Robotern führen" werde. Und durch die Verbindung mit Mitsubishi Heavys Technik könnten die Maschinen einen enormen Einsatzradius erhalten – auch ohne vollständig autonom zu sein.

(bsc)