Feinarbeit: Kawasaki ZX-10 R / RR
Die neue ZX-10 R dürfte 2021 auch euro-5-konform wieder mächtig Druck auf der Rennstrecke erzeugen. Es bleibt bei 203 PS, die ZX-10 RR legt nur wenig drauf.
Löcher statt Spoilern sollen bei der Kawasaki den Anpressdruck verstärken. Das Bild soll andeuten, wie.
(Bild: Kawasaki)
- Ingo Gach
Die Kawasaki ZX-10 R ist mit Johnny Rea im Sattel zum sechsten Mal in Folge Superbike-Weltmeisterin geworden. Die Maschine ist offenbar gut ausgereift. Für die straßenkonforme Ableitung dieser ändert Kawasaki – abgesehen von der Eignung für die Abgasnorm Euro 5 – daher vor allem viele kleine Details, um sie noch besser zu machen.
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Der Schub des 998-cm3-Reihenvierzylinders ist eindrucksvoll genug mit 203 PS bei 13.200/min – mit Ram-Air-Effekt sollen es sogar 213 PS sein – und 115 Nm Drehmoment bei 11.400/min. Da hat Kawasaki keinen Bedarf gesehen, nachzubessern. Allerdings sind an der ZX-10 R im Modelljahr 2021 die Gänge zwei bis sechs länger übersetzt, doch im Zusammenspiel mit einem größeren Kettenblatt – 41 statt 39 Zähne – fallen die Gänge eins bis drei kürzer aus als bisher. Das verspricht noch besseren Durchzug. Der neue Ölkühler wurde von Kawasaki aufgrund der Erfahrungen in der Superbike-WM entwickelt und soll noch effizienter sein.
Ausgefeilte Aerodynamik
Statt auf mehr Leistung konzentrierte sich die Entwicklungsabteilung auf eine noch ausgefeiltere Aerodynamik. Während so manches Bike mit weit abstehenden Winglets nicht gerade verschönert wurde, integrierte Kawasaki an der ZX-10 R elegant Löcher in die Frontverkleidung, die 17 Prozent mehr Abtrieb bei hohen Geschwindigkeiten bringen sollen. Die Aerodynamik soll sich um sieben Prozent verbessert haben – neben der optimierten Verkleidung sind kleine Durchlässe im Heck dafür verantwortlich.
Kawasaki ZX-10 R Teil 1 (8 Bilder)

Im Design orientiert sich die ZX-10 R an der Kompressor-Kawasaki H2 mit ihrer zerklüfteten Front. Das Superbike hat nun zwei kleinere LED-Scheinwerfer, um rechts und links noch Platz für besagte Löcher zu lassen, dazwischen öffnet sich zentral der Ram-Air-Schlund für die Luftzufuhr in die Airbox. Die beiden LED-Scheinwerfer stammen von Mitsubishi und die ZX-10 R ist das erste Motorrad, das die Technik des japanischen Herstellers außerhalb des Autosektors verwendet. Nebenbei sind sie mit 1200 Gramm deutlich leichter als die Halogen-Lampen der Vorgängerin.
Höherer Windschild
Der Windschild ist am neuen Modell nicht nur 40 Millimeter höher, sondern steht auch steiler, um den Fahrtwind noch besser über den Helm zu leiten. Die Lenkerstummel rücken zehn Millimeter weiter vor. Kawasaki argumentiert, dass der Pilot nun mehr Bewegungsfreiheit hätte, verschweigt aber, dass so mehr Gewicht auf den Handgelenken lastet. Das hintere Ende des Sitzkissens ist höher, sodass sich der Fahrer, hinter der Scheibe zusammengefaltet, besser abstützen kann. Kawasaki positioniert die Fußrasten um fünf Millimeter nach oben, damit man mehr Gewicht in der Kurve darauf bringen kann. Das sind alles Maßnahmen, die im öffentlichen Straßenverkehr keine Rolle spielen, aber im Rennen entscheidend sein können.