Niedersachsen: Digitale Verkehrszentrale soll Staus verhindern

Die Steuerung des Autoverkehrs in Niedersachsen wird digitalisiert: Blechschilder könnten damit bald der Vergangenheit angehören.

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(Bild: monticello/Shutterstock.com)

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  • dpa

Ein digitales Verkehrsmanagement soll dazu führen, dass Autofahrer in Niedersachsen künftig seltener im Stau stehen. Das Land setzt dafür auf die Navigationstechnologie NUNAV, die in Echtzeit unzählige Daten von den Straßen miteinander vernetzt und auswertet. Jeder Autofahrer erhalte so einen individuellen Routenvorschlag, um Folgestaus auf Ausweichrouten zu verhindern, erklärte Verkehrsminister Bernd Althusmann am Donnerstag in Hannover.

"Wir können nicht jeden Stau verhindern, aber wir können den Verkehr deutlich effizienter gestalten", sagte der CDU-Politiker bei der Vorstellung des Systems. Für die Nutzung von NUNAV werde lediglich ein Gerät mit Internetzugang benötigt. Als Navi-App steht das System kostenfrei für Android- und iOS-Geräte zur Verfügung. Aber auch die Landesverkehrsbehörde nutzt das System, um unter anderem Unfallschwerpunkte schneller zu erkennen als bisher.

Entwickelt wurde NUNAV von der Firma Graphmasters aus Hannover. Für die Entwicklung und Nutzung des digitalen Verkehrslagebilds in Echtzeit, auf das die Verkehrsbehörde jetzt setzt, hat das Land der Firma 180.000 Euro bezahlt.

Minister Althusmann betonte, angesichts zunehmend digitaler Fahrzeuge sei auch ein digitales Verkehrsmanagement notwendig. Das spare Zeit, schone das Klima und erhöhe die Sicherheit. Andere Bundesländer hätten sich bereits gemeldet und Interesse an dem System gezeigt.

Sebastian Heise, Mitgründer von Graphmasters, erklärte, die Daten basierten auf einer Vielzahl von Sensoren an den Straßen – beispielsweise von Kameras, Radarstationen oder Kontaktschleifen im Boden – aber auch auf den Ortungsdaten von Handys. Damit lasse sich erkennen, wie sich die Fahrtgeschwindigkeiten verändern und wie ausgelastet die Straßenabschnitte seien.

Heise zufolge werden die Messungen im Straßennetz 1,5 Millionen Mal pro Minute aktualisiert. "Damit haben wir eine immense Datensammlung zusammengestellt, mit der wir tatsächlich hochpräzise auf den Verkehr eingehen können", sagte er. Der Präsident der Landesverkehrsbehörde, Eric Oehlmann, kündigte an, dass das Echtzeitlagebild für Niedersachsen voraussichtlich vom 14. Januar an für jeden frei im Internet unter vmz-niedersachsen.de einsehbar sein werde.

Für die Verkehrsbehörde bedeute das digitale System einen "Quantensprung", sagte Oehlmann. "Bislang waren wir für unsere Verkehrsparameter auf unterschiedliche Akteure angewiesen." Das habe zu Verzögerungen geführt. Entscheidungen etwa über Tempolimits, Straßensperrungen oder Umleitungen seien jetzt schneller möglich. Und Blechschilder könnten damit irgendwann der Vergangenheit angehören.

Die Landesverkehrsbehörde richtet sich derzeit auch deshalb neu aus, weil seit Jahresbeginn nicht mehr die Länder, sondern allein der Bund für Planung, Bau und Verwaltung der Autobahnen zuständig ist. Die Landesbehörde ist jedoch weiter für Bundes- und Landesstraßen verantwortlich und setzt sich als neuen Schwerpunkt - neben Themen wie der E-Mobilität und dem Radverkehr - das Verkehrsmanagement.

(mho)