Nissan verspricht den bislang effizientesten Benzinmotor

Elektrifizierte Antriebe sind auch für Japans Autobauer die Zukunft. Aber sie sehen auch noch eine Zukunft für Verbrennungsmotoren.

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(Bild: Nissan)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Renaults Partner in Japan, Nissan, hat als einer der ersten großen Autobauer auf Elektroautos gesetzt. Im Dezember 2010 brachte der Konzern den Leaf auf den Markt, das erste in Großserie gedachte Elektroauto der Welt. Zehn Jahre später verspricht der Hersteller nun die Entwicklung eines Benzinmotors für den Masseneinsatz mit der höchsten Effizienz, während andere Hersteller wie Jaguar sich schon bis 2025 gänzlich vom Verbrenner verabschieden wollen.

Der neue Motor soll einen thermischen Wirkungsgrad von 50 Prozent erreichen, erklärte Nissans Vizepräsident Toshihiro Hirai jüngst in einem Briefing. Dies bedeutet, dass die Hälfte der Energie auf der Straße landet und weniger zum Beispiel als Hitze verloren geht. Das wäre ein großer Schritt. Bisher erreichen die besten vermarkteten Benzinmotoren, die nicht nur in Laboren laufen, Werte von knapp über 40 Prozent.

Toyota feierte 2018 das Durchbrechen der 40-Prozent-Marke. Und auch dieser Konzern verspricht, neben seiner Elektroautooffensive seine Benziner weiterzuentwickeln. Mazda arbeitet an dem Traum von Motoringenieuren, das Luft-Kraftstoffgemisch im Zylinder so stark zu verdichten, dass es sich wie Diesel im Dieselmotor selbst entzündet. Denn die Hersteller rechnen weiter damit, dass es noch lange Benzinmotoren geben wird – und wenn nur in Entwicklungsländern und als Aggregat in Hybriden.

Der Trick dabei bei Nissan: Der Motor ist Teil und Ergebnis von Nissans Elektrifizierungsstrategie, mit der der Konzern den breiten Massen elektrisches Fahren schmackhaft machen will. ePower nennt der Konzern das Konzept des rauchenden Elektroautos, das in Japan bereits für Nissan ein Verkaufsschlager geworden ist.

Wie Nissans Elektroautos werden die ePower-Modelle von einem Elektromotor angetrieben. Aber es gibt nur eine kleine Batterie an Bord, die allenfalls für kurze Strecken rein elektrische Fahrt reicht. Stattdessen liefert ein Benzinmotor bei Bedarf den notwendigen Strom. Diese Art des Hybridantriebs senkt nicht nur die Kosten, sondern auch den Verbrauch. Denn entbunden von der Pflicht, das Auto beim Beschleunigen anzutreiben, kann der Verbrenner länger als bei Nicht-Hybriden im optimalen Drehzahlbereich und damit sparsamer arbeiten.

Die ePower-Version des Kompaktwagens Note schafft so mit etwa 3,3 Litern 100 Kilometer weit. Mit der neuen Version würde der Verbrauch um ein Viertel sinken, versprach Hirai. Doch damit das gelingt, müssen die Ingenieure an mehreren Stellschrauben drehen.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Eine ist die Miniaturisierung und Verdichtung. Nissan nutzt dazu bei dem 1,5-Liter/Drei-Zylinder-Motor einen Turbo. Zudem wird das Benzingemisch dünner, besser im Zylinder verteilt und durch eine neu entwickelte Zündung effizienter verbrannt. Ein weiterer Punkt ist die Arbeit an leistungsfähigeren Batterien, die auch schnellere Beschleunigungen ohne zusätzlichen Strom vom Generator meistern können.

Mit diesem Verfahren will Nissan die Kosten für das System bis 2025 auf das Niveau vergleichbarer Verbrennungsmotoren reduzieren. Dabei setzt Nissan unter anderem darauf, dass durch den massenhaften Einsatz von Bauteilen für Elektroautos auch die Preise für reine Stromer gesenkt werden können. Denn reinen Verbrennungsmotoren gibt auch Nissan keine lange Lebenserwartung mehr: Bis 2030 will der Konzern in seinen Hauptmärkten alle Modelle elektrifiziert anbieten. (bsc)