Reportagefotografie: Geschichten mit Bildern erzählen

Eine gelungene Fotoreportage zu fotografieren, hat mit Glück wenig zu tun. Wer Geschichten mit seinen Bildern erzählen will, braucht vor allem einen guten Plan.

Artikel verschenken
In Pocket speichern vorlesen Druckansicht

In diesem Bild sieht man einen der teuersten Rennwagen der Welt auf der Zielgeraden von Goodwood. Im Hintergrund ist die historische Zuschauertribüne erkennbar, überschrieben mit dem Wort "Champion". Durch das Mitziehen der Kamera in Richtung der Bewegung des Rennwagens und die Wahl einer entsprechend langen Verschlusszeit entsteht der Eindruck von Geschwindigkeit. Der Ferrari 250 GT SWB sticht in Rot aus der monochromen Umgebung heraus.

Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Knut Gielen
Inhaltsverzeichnis

Die Zuschauer drängen auf die Tribünen. Im pulsierenden Motorgeheule gehen die dröhnenden Ansagen über die Lautsprecher völlig unter. Ich stehe in der Boxengasse. Neben mir stellen zwei Mechaniker den Vergaser eines Ford GT40 ein. Ein Stück weiter erkenne ich den ehemaligen Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart. Mir ist warm. Am blauen Himmel über mir zieht eine Spitfire zum Looping hoch. Meine Kamera hängt aufnahmebereit vor der Brust. Ich will hier in Goodwood eine Reportage fotografieren und brauche dringend einen Plan.

Eine Fotoreportage ist – vereinfacht gesagt – eine Folge von Bildern, die fein aufeinander abgestimmt eine Geschichte erzählen. Die Herausforderung besteht darin, sich von den vielfältigen Eindrücken vor Ort nicht überwältigen zu lassen.

Fotoreportagen erscheinen gewöhnlich in Zeitschriften gemeinsam mit einem ausführlichen Text, der in den meisten Fällen von einer anderen Person geschrieben wurde. Idealerweise bilden Text und Bild dabei eine perfekte Ergänzung. Es gibt Situationen und Umstände, die nur schwierig fotografisch darstellbar sind, aber für die geschriebene Reportage eine wichtige Rolle spielen. Andererseits sagt ein Bild tatsächlich manchmal mehr aus als viele Worte es könnten und wirkt emotionaler. In einer Reportage sollten die Bilder deshalb nicht nur reine Beweisfotos für die Richtigkeit des Textes sein, sondern eine eigene Geschichte erzählen.