AOL: "Drin", die siebte
Evolution statt Revolution lautet das Motto bei der neuen Zugangssoftware 7.0 von AOL: Vor allem der technische Unterbau wurde ĂĽberarbeitet.
Nicht mit neuen Funktionen, aber dafür mit einem überarbeiteten technischen Unterbau wartet die neueste Version 7.0 der AOL-Zugangssoftware auf. So ist die in die Vorgängerversion 6.0 erst nachträglich hineingearbeitete Unterstützung für Microsofts neuestes Betriebsystem Windows XP sowie für T-DSL-Anschlüsse nun fest eingebaut. Zudem beseitigte AOL einige Programm-Bremsen: Musste man bei der Vorgängerversion schon via DSL surfen, um zumindest in den Genuss einer Geschwindigkeit zu kommen, die man eigentlich von ISDN erwartete, öffnen sich die -- immer noch zu kleinen -- Fenster nun selbst bei einer ISDN-Verbindung ohne Kaffeepause.
Leider gilt der Geschwindigkeitszuwachs nicht für die Einwahl, da die Software wie schon die Vorgänger beim Starten große Datenmengen in den Arbeitsspeicher schaufelt: Es dauert vom ersten Doppelklick bis zum Lossurfen immer noch über 20 Sekunden, bis man "drin" ist -- bei anderen DSL-Providern dauert die Einwahl üblicherweise gerade einmal 2-3 Sekunden. Doch AOL braucht die Zugangssoftware nun einmal für das hauseigene Geschäftsmodell: Da bislang kein Weg bekannt ist, ohne sie via AOL zu surfen, müssen sich selbst technisch versierte Kunden bei der Einwahl wenigstens ein paar Banner ansehen, bevor sie die Software minimieren und mit einem anderen Browser weitersurfen.
AOL will die neue Zugangssoftware am heutigen Dienstag zum Download bereitstellen, wird sie aber auch wie gewohnt auf Hunderttausenden von Werbe-CDs unters Volk bringen. Auf denen wird dann wohl auch wieder fĂĽr den derzeit attraktivsten Tarif des Hamburger Onlinedienstes geworben: Eine auf einem T-DSL-Anschluss der Telekom aufsetzende Flatrate fĂĽr 19,90 Euro, die damit rund 5 Euro billiger ist als das Konkurrenz-Produkt von T-Online.
Für die (nicht immer freiwilligen) Nutzer von analogen oder ISDN-Anschlüssen veranstaltet AOL seit einigen Monaten eine Flatrate-Lotterie, bei der es für 1000 Kunden pro Woche einen Pauschaltarif ebenfalls für 19,90 Euro monatlich zu gewinnen gibt. Fraglich ist allerdings, wie lange AOL das Spiel noch betreiben will. Zwar bewerben sich nach Angaben des Unternehmens immer noch mehrere hunderttausend Nutzer um eine schmalbandige Flatrate, doch das ursprüngliche Ziel wurde bislang verfehlt: Eigentlich sollte der massive Kundenansturm die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) so sehr unter Druck zu setzen, dass die wiederum die Telekom dazu zwingt, den Preis für die Großhandelsflatrate zu senken. Doch da der Erfolg bislang ausblieb und AOL bei den meisten schmalbandig angeschlossenen Flatrate-Kunden reichlich draufzahlt, ist es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, wann AOL hier aufgibt. (axv)