Siemens mit drastischem Gewinneinbruch
Im gesamten Geschäftsjahr sank der Gewinn von 8,9 auf 2,1 Milliarden Euro.
Die Siemens-Familie watet durch das "Tal der Tränen": Der Konzern muss für 2001 einen Milliardenverlust hinnehmen. Als Gründe für das schlechte Ergebnis werden die Hightechflaute und die Neuordnung der Problembereiche angegeben. Besonders im vierten Quartal gab es enorme Einbrüche: Der Nettoverlust beträgt knapp 1,1 Milliarden Euro, teilte die Siemens AG am heutigen Mittwoch mit. Im Vorjahreszeitraum wurde noch ein Gewinn von 562 Millionen Euro erzielt. Damit war das Minus größer als von vielen Analysten erwartet.
Operativ hielt sich der Konzern nach Einschätzung von Branchenkennern tapfer. Das operative Ergebnis vor allen Sondereffekten und Abschreibungen sowie ohne Berücksichtigung der Zahlen von Infineon legte von 2,8 auf 3,2 Milliarden Euro zu. Der Siemens-Aktienkurs sprang um zeitweise sechs Prozent auf 61,30 Euro in die Höhe.
"Siemens hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sich das Unternehmen in schwierigen Zeiten besser behaupten kann als die meisten Konkurrenten", sagte Siemens-Chef Heinrich von Pierer. Ein Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr sei derzeit unter anderem wegen noch unklarer Auswirkungen der Terroranschläge in den USA schwierig. Wegen der Restrukturierungsmaßnahmen sollten sich die operativen Ergebnisse aber wieder verbessern. Allerdings räumte Pierer ein, dass die Mobilfunk- und die Netzwerksparte die eigentlich für das Jahr 2003 vorgegebenen Renditevorgaben wohl bis dahin nicht erreichen können.
Im gesamten Geschäftsjahr 2000/01 brach der Siemens-Gewinn drastisch ein. Der Netto-Gewinn sank von 8,9 auf 2,1 Milliarden Euro beziehungsweise von 9,9 auf 2,7 Euro pro Aktie. Allerdings profitierte der Konzern zuvor von milliardenschweren Sondererträgen. Im Geschäftsjahr 2000/01 beliefen sich diese insbesondere wegen der Übertragung von Infineon-Anteilen auf einen Siemens-Pensionsfonds auf zwei Milliarden Euro. Ohne diese Effekte hätte Siemens das Geschäftsjahr mit einer Null abgeschlossen. Das operative Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Firmenwert-Abschreibungen (EBITA) im Konzern sank ohne die verlustreiche Chiptochter Infineon von 2,8 auf 1,3 Milliarden Euro.
Im operativen Geschäft gab es bei Siemens im abgelaufenen Geschäftsjahr gleich mehrere Sorgenkinder. So erzielte die Netzwerksparte ICN unter anderem wegen hoher Sanierungskosten einen EBITA-Verlust von 861 Millionen Euro. In der Mobilfunksparte ICM betrug das Minus 307 Millionen Euro. Auch der Logistik-Spezialist Siemens Dematic und die Automobil-Sparte Siemens VDO erzielten Verluste. Gute Ergebnisse vorweisen konnten dagegen unter anderem die Medizintechnik, die Licht-Tochter Osram und der Energie-Bereich. (anw)