Comdex: Tusch mit TĂĽcken
Die Auszeichnungen "Best of Show" und "Best of Software" oder Hardware sind auf der Comdex sehr begehrt.
Die Auszeichnungen "Best of Show" und "Best of Software" oder Hardware sind auf der Comdex sehr begehrt. UrsprĂĽnglich wurde die Idee mit den Computer-Preisen analog zu Emmys oder Grammys von der Zeitschrift "Byte" verfochten, die bis zu ihrem Exitus als Print-Produkt die Preisverleihungen durchzog. Hardware, Software, Betriebssystem, beste Zukunftsidee und eben Best of Show bekamen eine Urkunde auf BĂĽttenpapier.
Nach Byte verliehen Zeitschriften aus dem Ziff-Davis-Verlag die Preise -- was ein Geschmäckle hatte, solange der japanische Softbank-Konzern sowohl Eigner der Messe wie von Ziff-Davis war. Als Key3media die Comdex übernahm, verkauften die neuen Herren das Recht zur Verleihung offizieller Messepreise. Im letzten Jahr kam die Jury aus den Online-Redaktionen von ZDnet.com und CNet.com, in diesem Jahr kam IDC mit seinen US-Printmagazinen zum Zug -- man hatte offensichtlich mehr geboten. Verärgert über die Wende strich Ziff Davis die Party von Spencer the Katt, ein absolutes Muss für sich wichtig fühlende Insider. Das ganze Gerangel spielte sich vor dem 11. September ab.
Im letzten Jahr wurden eine ganze Reihe von Firmen ausgezeichnet, die wenig später dem Dot.com-Sterben zum Opfer fielen. Bekanntestes Beispiel ist die Firma Ricochet, die für ihren mobilen Internet-Zugang Preise einheimste, um kurz danach Bankrott zu gehen. Als "Best of Show" wurde das Touchpad von Gateway und AOL ausgezeichnet, dessen Produktion längst eingestellt ist, als Vision der Zukunft der Tablet PC, den Gates ein zweites Mal präsentierte.
Heuer wollten es die Juroren von IDC besser machen und "Produkte mit Perpektive" auszeichnen, wie es in der Ankündigung hieß. Dafür überraschten sie mit einer Schwemme von neuen Kategorien wie "Best Service" oder "Best User Storage", ähnlich den MTV-Awards, wenn die beste nordische Soul-Sängerin ausgezeichnet wird. Wichtige Kategorien fehlten komplett, etwa Software oder Betriebssyteme. So konnte Windows XP keinen Preis bekommen, bei den Handhelds gewann erwartungsgemäß der Messeliebling Treo von Handspring, bei den Zukunftstechnologien das Virtual Keyboard, von großem Beifall begleitet. Gleich zweimal konnte Novell punkten, für die neue Netware und für ZENworks, zweimal auch Fujitsu, wo das neue Lifebook P bester Notebook wurde und als Sieger über alle auch noch Best of Show wurde. (Detlef Borchers) / (jk)
