Microsoft veröffentlicht Middleware-APIs

Der Anfang August angekündigten Veröffentlichung von bisher als Verschlusssache gehandelten Programmierschnittstellen in Windows hat Microsoft jetzt Taten folgen lassen.

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Von
  • Peter Siering

Anfang August hat Microsoft angekündigt, bisher nicht offiziell erhältliche Programmierschnittstellen (APIs) in Windows Ende dieses Monats zu veröffentlichen. Nunmehr sind diese auf den Webseiten des Microsoft Developer Network (MSDN) öffentlich zugänglich. Den Anlass für die Veröffentlichung liefert das laufende Kartellverfahren gegen Microsoft und ein dort noch zum Beschluss anstehender Kompromissvorschlag aus dem November. Teil dieses Vorschlags ist es, dass Microsoft diverse Schnittstellen und Protokolle veröffentlichen soll.

Mit den Schnittstellen hat Microsoft jetzt den ersten konkreten Schritt eingeleitet, die ebenfalls angekündigte Veröffentlichung der Protokolle steht indes noch aus -- sie sollen auch anders als die Programmierschnittstellen nicht öffentlich zugänglich, sondern nur gegen Zahlung von Lizenzgebühren erhältlich sein. Bisher gibt es nicht mal eine Liste der Protokolle, die Microsoft zugänglich machen will. Bei den jetzt veröffentlichten Schnittstellen soll es sich, so der Kompromissvorschlag, vor allem um solche handeln, welche die Microsoft-eigene "Middleware" verwendet -- unter "Middleware" versteht die Justiz die zahlreichen Beigaben in Windows, etwa Internet Explorer, Media Player und so weiter.

Die eigentliche Veröffentlichung fällt nun eher enttäuschend aus. Im Vorfeld war die Rede von 272 internen Schnittstellen. Diese entpuppen sich jetzt als allenfalls 272 einzelne Funktionen. Einen guten Anteil daran haben solche, die der Zusammenarbeit mit dem Windows Explorer selbst dienen -- also der eigentlichen Windows-Bedienoberfläche. Erste Kommentare von Entwicklern sind, gelinde gesagt, verhalten: Microsoft habe nur offen gelegt, was schon lange Zeit durch im Internet erhältliche Dokumente bekannt sei oder sich aus der aufmerksamen Lektüre von Microsofts SDKs ohnehin erschließe. Hinzu komme, dass die Beschreibungen lücken- und fehlerhaft seien. So dürfte sich die Situation für Entwickler und Software-Hersteller durch Microsofts Veröffentlichung kaum grundlegend ändern. Ob sich Colleen Kollar-Kotelly, die Richterin im Kartellprozess, durch Microsofts Maßnahme beeindrucken lässt und die außergerichtliche Einigung zwischen dem US-Justizministerium und dem Redmonder Konzern ohne weitere Änderungen abnickt, wird erst ihr Urteil zeigen, das für das Ende des Sommers erwartet wird. (ps)