Analyse zum Ende des HomePods: Apple als Billigheimer

Apples serviert seinen ersten Smartspeaker ab. Stattdessen konzentriert sich das Unternehmen auf das GĂĽnstigmodell. Dahinter steckt eine neue Strategie.

vorlesen Druckansicht 82 Kommentare lesen
HomePod

Nicht zu groĂź, nicht zu klein und klangstark: Das war der HomePod.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Apple – ein Günstiganbieter? Dem Konzern werden von Kritikern ja häufig die unterschiedlichsten Vorwürfe gemacht, doch dieser eigentlich noch nie. Bügelkopfhörer für über 600 Euro oder Displays ohne Ständer für 5500 Euro sind für das Unternehmen nicht ungewöhnlich und auch Rechner und Smartphones verlangen stets das nötige Kleingeld. Eine Luxusmarke im IT-Bereich sei der Konzern, heißt es immer wieder.

Videos by heise

Umso interessanter ist da, was sich bei Apple gerade im Bereich des aufstrebenden Segments der Smartspeaker abspielt. Dort wird kĂĽnftig statt des 330 Euro teuren klassischen HomePods nur noch der unter 100 Euro teure HomePod mini verfĂĽgbar sein. Der originale HomePod, der in Deutschland seit Juni 2018 auf dem Markt ist, wird ersatzlos aus dem Programm gestrichen und abverkauft. Hinzu kommt die Ansage in einem offiziellen Apple-Statement, das Unternehmen konzentriere seine BemĂĽhungen nun auf den HomePod mini.

Ziel dabei scheint es zu sein, Marktführern wie Amazon mit seinem Alexa-Ökosystem und Google mit seinem Assistant-Speaker endlich adäquat Paroli zu bieten. Deren Geräte sind meist kostengünstig und haben sich insbesondere deshalb schnell im Markt verbreitet. Apple hat gelernt, dass Billigpreise bei Smartspeakern funktionieren.

Der HomePod mini sei seit seiner Einführung im vergangenen Herbst ein "Hit" gewesen, da er der Kundschaft "erstaunlichen Klang, eine intelligente Assistentin sowie die Kontrolle über das Smart Home für nur 99 Euro" biete. Da kann man dann schon einmal schwach werden und Audiofreunde vor den Kopf stoßen, denen die Mini-Klangkugel zu unvoluminösen Sound bietet.

Erkennbar ist daran aber: Apple ist durchaus gewillt und in der Lage, in günstigeren Segmenten mitzuspielen und weniger auf Exklusivität zu setzen, wenn es seinen Zielen dient. Der HomePod mini ist hier nur ein gut sichtbares Beispiel. So verteilt Apple seine TV-App mittlerweile auf allen Geräten, die nicht bei Drei auf den Bäumen sind. Egal ob Amazons Alexa-Hardware, Samsung- oder LG-Fernseher (auch mit Android TV) oder Rokuboxen – überall gibt es die Streaminganwendung bereits.

Apple Music gibt es derweil seit Längerem für Android-Geräte und Googles Assistant-Lautsprechern, auch dies dient der Verbreitung eines Apple-Dienstes. Damit werden einst zentrale Vorgaben des Konzerns aufgeweicht, nämlich, dass Hard- und Software stets in einer Hand zu sein haben. Gleichzeitig macht man es zahlreichen Nutzern leichter, auf Apple-Services zuzugreifen. Da das Dienstegeschäft rapide wächst, erscheint dies sinnvoll.

Der 99 Euro kostende HomePod mini passt hier genau. Er ist für Apple ein Einfallstor ins smarte Heim. Da das Gerät auch als HomeKit-Zentrale dient, besteht für Apple die Möglichkeit, in dem Segment aufzuholen. Zu diesem Preis kann der Konzern im viel günstigeren Segment von Alexa & Co. mitspielen.

Der Original-HomePod war keineswegs ein schlechtes Gerät. Der Ananas-förmige Siri-Lautsprecher in den Farben Weiß und "Spacegrau" trumpfte dank seinem von sechs Mikrofonen unterstützten Beamforming mit sieben Hochtönern und einem 10-cm-Woofer mächtig auf. Besonders wenn man sich ein Stereo-Pärchen gönnte, konnte das System gefallen. Mit 170 mm Höhe und 2,5 Kilogramm Gewicht passte er dennoch in jedes Regal und auf jedes Sideboard.

Allerdings konnte sich der HomePod nie wirklich durchsetzen. Verkaufszahlen gab Apple wie üblich zwar nie an. Doch die Branche munkelte stets, dass das Gerät für den Konzern eine Enttäuschung war. Hauptgrund dafür war der Preis, den Apple zwar 2019 leicht absenkte, doch das half nicht, gegen Amazon und Google anzustinken. Mit dem HomePod mini scheint das nun wie gewünscht zu funktionieren.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(bsc)