HDMI-USB-Konverter um 10 Euro: Technik und Potenzial der praktischen Helferlein

HDMI-zu-USB-Konverter sind klein, günstig und können viel. Ein Blick auf Technik, potenzielle Einsatzmöglichkeiten und Grenzen der unscheinbaren Sticks.

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(Bild: Michael Plura, Bearbeitung: Oliver Martin-Lopez)

Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Michael Plura
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Manche Projekte benötigen HDMI nicht als Ausgang, sondern als Eingangssignal. In der Regel greift man dafür auf Videograbber zurück – viele davon sind aber vor allem für Hobby-Projekte viel zu teuer. Richtig gute Modelle starten bei rund 100 Euro. Eine erstaunlich gut funktionierende und vor allem überraschend preiswerte Alternative kann ein auf dem MS2109-Chip basierender USB-Stick sein. Solche Sticks kosten weniger als 10 Euro und wandeln HDMI-Signale in einen UVC-Stream um. Eine HDMI-Buchse, ein USB-Stecker, dazwischen der Chip und ein paar SMD-Bauteile – viel mehr steckt nicht in diesen kleinen Helferlein. Die konsequente Einfachheit eines solchen Konverters eröffnet Bastlern viele Einsatzmöglichkeiten und macht sie fast zum "Muss" im Werkzeugkoffer.

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Es gibt etliche kleine aber lästige Probleme, die sich mit dem kleinen Stick ohne viel Aufwand lösen lassen. Zum Beispiel ein Video oder Screenshots vom Startvorgang des Raspberry Pi oder eines anderen Single Board Computers (SBC) für Dokumentationszwecke anfertigen – ohne dafür auf die serielle Konsole ausweichen zu müssen. Oder ein Bildschirmfoto einer HDMI-Appliance wie einer Set-Top-Box aufnehmen, für die es keine Screenshot-Software und keinen Remote-Zugang gibt. Vielleicht möchten Sie auch einfach nur einen TV-Stream von der Streaming-Box über einen HDMI-Splitter gleichzeitig auf dem TV-Gerät und als kleines Fenster auf dem Desktop (Picture in Picture) genießen. Oder eine auf Sicherheit ausgelegte Firewall-Appliance überwachen (etwa ein SBC mit OpenBSD), auf der man keinen SSH-Zugang haben will, aber auch nicht permanent Tastatur und Monitor hängen sollen. Oder wenn ein alter Camcorder mit HDMI-Schnittstelle im Verbund mit einem Raspi einen Livestream zur Beobachtung der Fauna im Garten vom Wohnzimmerfenster aus bereitstellen soll.

In diesen Fällen kann ein unscheinbarer HDMI-USB-Konverter den fehlenden Baustein zur Problemlösung darstellen. Das Gerät wandelt HDMI-Signale in einen zu den Formaten "USB Video Class" (UVC) und "USB Audio Class" (UAC) kompatiblen Stream um – also in einen Webcam/Camcorder/Transcoder-Stream. Geräte, die dem UVC/UAC-Standard entsprechen, haben den Vorteil, dass sie für den Betrieb in allen aktuellen Betriebssystemen keinen herstellerspezifischen Treiber benötigen. UVC/UAC-Geräte laufen mit dem überall vorhandenen generischen Hardware-Treiber und sind sofort einsatzfähig. Das gilt bereits für uralte Betriebssystemversionen: Windows kennt seit XP und Service Pack 2 den UVC-1.0-Treiber. Das aktuelle UVC 1.5 unterstützt Windows ab Version 8. macOS kennt UVC ab Version 10.4.3. Seit 2008 liefern NetBSD (5.0) und OpenBSD (4.4) für UVC den uvideo-Treiber aus, FreeBSD 9.0 zog 2011 mit "uvc" nach. Bei GNU/Linux gibt es einen UVC-Treiber seit dem antiken 2.6.26-Kernel, aktuelle UVC-1.5-Geräte erkennen Systeme ab Kernel 4.5.