Autonome Autos: Schweizer Forscher entwickeln "Sehtest" für Sensoren

Bevor Autos autonom auf Schweizer Straßen fahren dürfen, sollte sichergestellt sein, dass sie alles Wichtige wahrnehmen. Dafür will ein EMPA-Team sorgen.

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Das Testgelände im Laserscan (r.) und im Videobild.

(Bild: EMPA)

Lesezeit: 3 Min.

Wie sich erkennen lässt, ob ein selbstfahrendes Auto "blind" geworden ist, daran forscht Miriam Elser und ihr Team im Labor für Fahrzeugantriebssysteme der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA). "Jeder menschliche Fahrer muss einen Sehtest bestehen, bevor er eine Fahrerlaubnis erhält. Berufsfahrer müssen diesen Test regelmäßig wiederholen", erläutert Elser. Ihr Team wolle einen Sehtest für autonome Fahrzeuge entwickeln, damit ihnen auch dann noch zu trauen ist, wenn sie mehrere Jahre alt sind und tausende Kilometer absolviert haben.

Das Forschungsteam untersucht, wie Sensoren eines autonomen Autos bei unterschiedlichen Umgebungsbedingungen arbeiten, welche Daten sie sammeln und wann sie Fehler machen oder gar ausfallen. Dazu gebe es bisher vergleichsweise wenige Erkenntnisse, von den mehr als tausend öffentlichen Forschungsarbeiten zum Thema autonomes Fahren der vergangenen fünf Jahre hätten sich etwa 20 mit der Qualität der Sensordaten beschäftigt, heißt es vom EMPA.

Szenerie mit Dummys auf dem Testgelände.

(Bild: EMPA)

Dafür lassen die Forschenden einen Lexus RX-450h auf einem 180 Meter langen Spezialparcours in einem abgetrennten Hinterhof des EMPA-Campus in Dübendorf fahren. Die Mobileye-Camera hinter der Frontscheibe des Lexus registriert dabei beispielsweise frisch aufgemalte Fahrbahnmarkierungen auf altersschwachem Beton, das Velodyne-Lidar scannt bei jeder Runde die Fensterfront des Laborgebäudes und das Delphi-Radar hinter dem Kühlergrill misst den Abstand zu fünf blechernen Abfallmulden, die links und rechts des Parcours aufgestellt sind.

Ein Problem dabei sei, dass die Methoden, wie die Daten aus den Sensoren für autonome Autos im Verborgenen verarbeitet und von Google, Tesla, Cruise, Apple und anderen Herstellern, die in dem Gebiet arbeiten, geheim gehalten werden. Das Knowhow sei viel Geld wert und werde sorgfältig gehütet. Dabei sei die Sensorqualität spielt für eine spätere Zulassung autonom fahrender Autos im öffentlichen Verkehr sehr wichtig.

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Finanziell unterstützt wird die Forschung am EMPA vom Schweizer Bundesamt für Straßen (ASTRA), das die Funktionsfähigkeit der autonomen Systeme in regelmäßigen Abständen unabhängig von den Herstellern beurteilen will. Das Bundesamt wolle künftig Feldversuche mit selbstfahrenden Autos genehmigen, benötige dafür aber Kriterien für die Zuverlässigkeit von Sensoren. Bereits fürs Monitoring solcher Feldversuche sei es nötig, die "Sehkraft und Urteilsfähigkeit" autonom fahrender Autos rasch und genau einschätzen zu können.

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Dabei arbeiten die EMPA und das ASTRA auch daran, wie Unfälle mit autonomen Autos besser aufgeklärt werden können. Dabei sei problematisch, dass die Sensoren enorme Datenmengen sammeln, die schwer zu analysieren seien. Es müsse demnach per Gesetz festgelegt werden, welche Daten im Auto gespeichert und für Ermittlungen zugänglich gemacht werden müssen.

(anw)