iPad: Sonderrechte für Zoom-App

Das Videoconferencing-Tool darf eine private Kamera-API nutzen, die eigentlich nur FaceTime zur Verfügung steht. Apple hat das explizit genehmigt.

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Apples iPad Pro M1.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Apple bewacht private APIs, deren Verwendung durch externe Entwickler nicht offiziell genehmigt ist, normalerweise schwer: So soll das Unternehmen etwa im Rahmen seiner App-Store-Überprüfung (App Review) spezielle Tools haben, die den Reviewer genau auf solche Vorgänge hinweisen. Es scheint aber auch vorzukommen, dass Apple hier Ausnahmen macht. Besonders beliebten Apps gibt der Konzern offenbar ab und zu auch Sonderrechte.

Das kam nun im Rahmen einer Code-Untersuchung heraus, die der Entwickler Jeremy Provost vorgenommen hat. Nutznießer einer Apple-Sonderbehandlung soll demnach der Videochat-Anbieter Zoom sein. Es geht dabei um die Split-View-Ansicht des iPad, die dem Multitasking dient. Da Zoom Zugriff auf eine private iPad-Kamera-API bekommt, kann das Tool auch dann auf die Kamera zugreifen, wenn das iPad in besagtem Multi-Fenster-Modus ist. Der Nutzer kann also beim Zoomen auch auf andere Apps zugreifen, etwa für Notizen. So etwas ist sonst nur bei Apples eigenem FaceTime-Dienst möglich.

Umgesetzt wird das Feature über sogenannte Entitlements. Entwickler müssen für bestimmte kritische Funktionen diesen von Apple "beantragen" – etwa für den Zugriff auf das HomeKit-Netzwerk oder iCloud. Dies ist ein offener Prozess. Doch neben diesen "Public Entitlements" existieren auch private. Bekannt sind sie etwa von Apples Fahrzeugintegration CarPlay. Doch für die von Zoom verwendete Funktion gibt es aktuell keinen Prozess. "com.apple.developer.avfoundation.multitasking-camera-access" bleibt deshalb ausgewählten Entwicklern vorbehalten – in diesem Fall offenbar nur Zoom allein. Der Videokonferenzdienst bestätigte gegenüber Provost, dass man die Genehmigung von Apple erhalten hatte.

Die Extrarechte für Zoom erinnern an andere Sonderbehandlungen großer Firmen im App Store. So wird etwa dem Filmdienst Hulu erlaubt, zwischen Apples Abrechnungsinfrastruktur (App Store Billing) und seiner eigenen zu wechseln. So ist es etwa möglich, dass Rückerstattungen durchgeführt werden, wenn es zu Änderungen der Mitgliedschaft kommt. Zudem wurde eine private API freigegeben, mit der Nutzer Up- oder Downgrades ihrer Abos buchen konnten – noch bevor diese offiziell im App Store verfügbar war.

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Mit solchen Sonderlocken macht es sich Apple aktuell im großen Prozess gegen den Spieleanbieter Epic Games nicht leicht. Der iPhone-Konzern betont stets, alle App-Entwickler gleich zu behandeln und einen fairen Marktplatz zu betreiben. Epic Games würde die Apple-Infrastruktur gerne ganz umgehen. Wenn sich nun zeigt, dass für Apple mancher Entwickler "gleicher" ist als ein anderer, nährt dies Vorwürfe, dass der Konzern seine Macht womöglich missbraucht. (bsc)